Neue Bildschirmauflösung bringt Kompatibilitätsprobleme

Der neue Macintosh LC hat ein völlig neues Farbgrafik-Design

28.09.1990

*Klaus Madzia ist freier DV-Fachjournalist

SAN FRANZISKO (CW) Je näher die offizielle Ankündigung der neuen Macintosh-Rechner kommt, desto mehr Details zu den Geräten werden bekannt. Nach Informationen aus der Apple-Zentrale im kalifornischen Cupertino soll der Macintosh LC, ein modularer Rechner mit Farbbildschirm, einige Besonderheiten aufweisen, die Kompatibilitätsprobleme mit sich bringen könnten.

In einer Apple-Vorabinformation beschreibt das Unternehmen Details zum neuen Macintosh LC. Ein komplettes Farb-System des Low-Cost-Modells soll in den USA zu einem Preis zwischen 2000 und 2400 Dollar über den Ladentisch gehen. Für den Schul- und Ausbildungsmarkt, den der Anbieter bislang mit in die Jahre gekommenen Apple II bediente, nennt die Vorabinformation einen Endpreis von 1400 bis 1600 Dollar für ein Farbsystem, jedoch ohne Festplatte.

Die Informationsschrift bestätigt auch, daß der LC auf dem Mikroprozessor 68020 mit einer Taktfrequenz von 16 MHz basieren wird. Zur Grundausstattung gehören darüber hinaus ein Hauptspeicher von 2 MB, die auf 10 MB erweitert werden können, eine 40-MB-Festplatte und ein 1,44-MB-Diskettenlaufwerk. Besondere Mühe machte sich Apple offensichtlich beim Design der Farbgrafik. Der Macintosh LC verfügt in der Grundausbaustufe über 8-Bit-Farbe, die auf einem 12-Zoll-RGB-Monitor mit einer Auflösung von 512 mal 384 Punkten dargestellt wird. Die bisher üblichen Mac-II-Monitore haben eine Auflösung von 640 mal 480 Bildpunkten. Der neue Monitor, als OEM wird in der Branche Mitsubishi gehandelt, liegt bei 700 Dollar Listenpreis und ist damit 300 Dollar günstiger als der bisherige 13-Zoll-Farbmonitor. Allerdings bestätigt Apple in der Notiz, daß bisherige Farbprogramme auf dem neuen 12-II-Farbmonitor nicht funktionieren. Der Macintosh LC soll allerdings die 4-Bit Schwarzweißund Farbmodi der bisherigen Macintosh-II Serie unterstützen, wenn man einen Mac-II-Monitor anschließt.

Eine weitere technische Neuerung ist der sogenannte "020 Processor Direct Slot". Unter dieser Bezeichung läuft der Erweiterungssteckplatz (ein 96-Pin-Euro-DIN-Stecker) im Apple-LC. Dieser Steckplatz ist LC-spezifisch und mit keiner der bisherigen Macintosh-Karten kompatibel. Apple kündigt in seiner Vorabinformation zwei Steckkarten für den "020 Prozessor-Slot " an: Die Ethernet-Karte "Logo" und die Apple-II-Emu-Emulationskarte "Wizard", mit der der Macintosh LC auch Apple-IIe-Software verarbeiten kann. Wie kompatibel die Emulationskarte ist, war bislang nicht zu erfahren. Apples Vorabinfo beschreibt mehrere Grafikmodi der Karte in Verbindung mit dem neuen 12-Zoll-RGB-Monitor.

Neue Wege beschreitet der Hersteller auch im Bereich Sound-Verarbeitung. Stereo-Sound, wie die Macintosh-II-Familie, wird der LC zwar nicht produzieren können, dafür können Töne auf dem LC mit einer Frequenz von 22 oder 11 kHz digitalisiert und später reproduziert werden. Entsprechende Routinen befinden sich im neuen ROM. Das soll sich besonders für Präsentationen mit Bild und Ton, sogenannten "living documents" eignen. Darüber hinaus gibt Apple in der Info-Schrift bekannt, daß alle Programme, die einen mathematischen Koprozessor benötigen oder unterstützen, nicht auf dem Macintosh LC funktionieren. Dazu zählt beispielsweise CAD-Software. Das LC-Design sieht auch keinen Steckplatz für eine "floating-point-unit" vor. Branchenkenner rechnen damit, daß Apple neben dem 12-Zoll-Farbmonitor auch einen 12-Zoll-Schwarzweiß-Monitor für rund 400 Dollar vorstellen wird. Dessen Auflösung wird ebenfalls 512 auf 384 Punkte betragen. Software-Entwickler gehen davon aus, daß es bei den neuen Monitoren zu Kompatibilitätsproblemen bei Programmen kommen wird, die mit einer festgelegten Fenstergröße arbeiten.