Der neue "Homo Electricus"

03.12.1976

MÜNCHEN - "Das Vorwärtskommen in der Elektrotechnik ist dadurch erschwert, daß man in ihr eine universelle und fachliche Bildung vereinen muß. Diese Worte aus dem Jahre 1897 haben bis heute nicht an Aktualität verloren", erklärte der Siemens-Vorstandsvorsitzender Dr. Plettner auf der 59. Hauptversammlung des Verbandes Deutscher Elektrotechniker (VDE) in München. Er rechnet mit einem Wandel des Ingenieurberufs: "Es ist nicht unwahrscheinlich, daß in unseren Betrieben und Büros neben dem praktischen, die Dinge bildhaft begreifenden Ingenieurtypus ein anderer Menschentyp gebraucht wird - ein Typ, der zur Abstraktion neigt, den ein Gebilde, ein Verfahren nur insoweit interessiert, wie es sich in mathematische Formeln fassen und verarbeiten läßt."

Außerdem müsse der Ingenieur die Fachsprache der Nachbardisziplinen verstehen: "Kein Ingenieur im Laboratorium oder am Reißbrett hat heute noch die Selbständigkeit, die seine Kollegen vor 30, 40 oder 50 Jahren hatten." Mathematische Problemanalyse, Simulation und interaktives Konstruieren mit Rechnerhilfe bestimmen nach Meinung von Plettner wesentlich die Tätigkeit des neuen "Homo Electricus". -py