Der Knoten ist geplatzt

10.12.1993

Der Marktdurchbruch beim Imaging ist da. In den goldenen Achtzigern wuchsen die Installationszahlen erstaunlicherweise nur zoegerlich - offenbar hatten die Anwender eine Ladehemmung. Dass sich die Situation inzwischen nachhaltig geaendert hat und der Markt tatsaechlich reif geworden ist, belegen die Ergebnisse einer soeben abgeschlossenen Marktstudie, die auf detaillierten Angaben von Imaging-Anbietern basiert *. Derzufolge ist eine breite Marktetablierung von optoelektronischen, imagebasierten Systemen fuer die Archivierung, die Informationsrecherche und das Dokumenten-Management in den vergangenen zwei Jahren gelungen.

1991 wurden in Deutschland annaehernd so viele Systeme neu installiert wie in allen Vorjahren zusammen, das heisst zirka 85 Prozent bezogen auf den Gesamtbestand Ende 1990. Die Steigerungsrate belaeuft sich auf ueber 120 Prozent, also hat sich der Gesamtbestand 1992 noch einmal verdoppelt. Vorsichtig quantifiziert ergeben sich damit fuer 1992 zirka 16 000 installierte Imaging-Systeme.

Legt man nun die Zuwachswerte der Hersteller zugrunde, so duerften sich die Raten in den naechsten Jahren deutlich abschwaechen; dennoch koennte sich diesen Angaben zufolge die Zahl der in Deutschland installierten Imaging-Systeme in der ersten Haelfte dieses Jahrzehnts in etwa verzehnfachen.

Das Produktangebot, das heute zur Verfuegung steht, beschraenkt sich keineswegs mehr auf blosse "Archiv"- oder "Imagesysteme". Im Gegenteil: Fast alle Hersteller behaupten, das gesamte Spektrum der Vorgangsbearbeitungs-Funktionalitaeten abdecken zu koennen. Im Prinzip trifft dies auch zu, doch darf man nicht uebersehen, dass jedes Produkt ein mehr oder weniger ausgepraegtes Staerken- Schwaechen-Profil aufweist.

Leider hat dieses enorm breite Spektrum der Einsatz- und Nutzungsmoeglichkeiten die meisten Anbieter zu einer Marketing- Strategie des "wir koennen und wir machen alles" verfuehrt: Die Angaben zu den besonderen Charakteristika und Staerken ihres Produktes sowie ihren spezifischen horizontalen und vertikalen Zielmaerkten gleichen sich fast wie ein Ei dem anderen. Aber vielleicht ist das eine unvermeidliche Begleiterscheinung, wenn der Markt rasante Zuwaechse ermoeglicht und der Star im Marketing- Portfolio unversehens zur Cash-cow wird.

*) "IARD-Marktreport: Optoelektronische Systeme fuer Imageverarbeitung, Archivierung, Information Retrieval und Dokumentenmanagement", Dr. Schardt Consilium, Muenchen 1993