Olivetti's neuer programmierbarer Tischrechner P 6060:

Der kleine Prozeßrechner für den Technisch-wissenschaftlichen Arbeitsplatz

04.04.1976

Endgültig vorbei die Zeiten, in denen programmierbare Tischrechner nach "Größe und Gewicht" verkauft wurden: Die Geräte dieser Klasse werden zunehmend als echte Alternative sowohl zu Minicomputern im Bereich der Meßwertverarbeitung als auch zu MDT-Anlagen in der kommerziellen Datenverarbeitung gesehen - die Übergänge sind fließend geworden. Unschwer erkennbar die Produktphilosophie derjenigen Hersteller, die Tischrechner mit Externspeichern und herkömmlicher EDV-Peripherie zu universell einsetzbaren Universalrechnern aufrüsten: Viele Anwender in kaufmännischen und technischen Büros großer Organisationen, aber auch in Universitäten, Schulen und Behörden werden von batch-orientierten Rechenzentren schlecht bedient, wenn von der Aufgabenstellung her Sofortverarbeitung gefordert ist. Für diesen Benutzerkreis gilt es, "den Computer an den Arbeitsplatz zu bringen".

Jüngstes Beispiel derartiger Marktpolitik: Der neue Tischrechner P 6060 von Olivetti. Dieser Hersteller, der 1965 mit der Programma 101 den ersten programmierbaren Tischrechner überhaupt auf den Markt brachte, war zuletzt mit seinem bisherigen Spitzenmodell P 652 gegenüber neueren Konkurrenzprodukten wie den Modellen IBM 5100, HP 9830 und Wang 2200 etwas ins Hintertreffen geraten. Mit der Neuankündigung soll - so Olivetti - nicht nur der Anschluß geschafft, sondern das Feld der Mitbewerber von hinten überrollt werden.

FRANKFURT - Der neue Olivetti-Tischrechner ist kompakt gebaut. Sämtliche Systemkomponenten sind in einem Gehäuse (Abmessungen: 60Î65Î22 cm) untergebracht: Zentraleinheit mit 40 KB Hauptspeicher (bis 80 KB erweiterbar), Konsole, Display und Disketten-Laufwerk. Das Konsolfeld enthält neben einer Schreibmaschinen- und einer Zehnertastatur 16 frei definierter Funktionstasten sowie die Bedienungsknöpfe. Auf, dem 32-Zeichen-Display lassen sich alphanumerische Texte (Eingabeprotokolle, Systemmeldungen, Befehlslisten) darstellen. Anders als bei den Konkurrenzmodellen wird beim P 6060 nicht eine Magnetband-Kassette, sondern eine Diskette (250 KB zur Speicherung von Programmen und Daten verwendet.

Zusätzlich können ein weiteres Floppy-Laufwerk, ein Thermodrucker (80 Zeichen/ Sek., 80 Schreibstellen), ein Plattenspecher-Subsystemmen (9,8 MB-Laufwerk) sowie konventionelle EDV-Peripherie angeschlossen werden. Anschlußelektronik für die Verbindung zu Datenübertragungsleitungen komplettiert die Hardware.

Der Kaufpreis einer P 6060-Basiskonfiguration mit Floppy und Thermodrucker beträgt rund 30000 Mark.

Programmiersprache für den "kleinen" Prozeßrechner ist Basic. Die Betriebssoftware befindet sich auf der System-Diskette, wird dynamisch in den Hauptspeicher geladen und beansprucht dort 32 KB. Die Anwendersoftware umfaßt Programmpakete zur Lösung mathematischer und statistischer Probleme, ferner Standardlösungen für Anwendungen in den Bereichen Bauwesen, Medizin, NC-Steuerung und Geodäsie. In Kürze soll auch ein Software-Paket verfügbar sein, das es ermöglicht, das Verfahren der "Finiten Elemente" auf der P 6060 einzusetzen.