VDE sieht Bevölkerungsmehrheit für neue Technologien

Der Informationsgesellschaft fehlt eine Informations-Offensive

08.11.1996

Was wissen die Deutschen über Chancen und Risiken der Informationsgesellschaft? Mehr, als manche Zeitgenossen glauben. Dies ist die zentrale Aussage einer VDE-Studie, die vergangene Woche in Bonn vorgestellt wurde. Das vom Meinungsforschungsinstitut Inra Deutschland Ende August ermittelte "VDE-Tec-Barometer '96" ging in einer repräsentativen Umfrage der Einstellung von 2000 Personen über 14 Jahren in puncto neue Techniken nach.

Standortfaktoren mehr als verbesserungswürdig

Die deutsche Bevölkerung ist "weitaus innovationsfreundlicher gestimmt, als bisher angenommen". Mit diesem Plädoyer unterstrich VDE-Generalsekretär Friedrich Althoff bei der Präsentation der Studienergebnisse die nach Auffassung seiner Organisation gegebene Notwendigkeit eines Umdenkens. Sein Fazit: Was die Technikakzeptanz der Bundesbürger betrifft, sind die Ergebnisse der Umfrage ermutigend was die Einschätzung wichtiger Standortfaktoren angeht, allerdings besorgniserregend. Immerhin 41 Prozent der Deutschen sehen demnach die Entwicklung zur Informationsgesellschaft eher positiv, nur zehn Prozent schätzen diese als negativ ein. Dennoch: Eine eher geringe Akzeptanz finden die neuen Kommunikationstechniken bei immerhin noch nahezu der Hälfte aller Bundesbürger. 37 Prozent von ihnen zeigten sich dem Thema gegenüber unentschieden, zwölf Prozent äußerten überhaupt keine Meinung.

82 Prozent aller Deutschen halten jedoch die Entwicklung neuer Technologien insgesamt für "sehr wichtig", "wichtig oder "eher wichtig". Besonders die junge Generation sieht darin insgesamt große Chancen für die Zukunft. 42 Prozent der unter 34jährigen schätzt entsprechende Entwicklungen als "sehr wichtig" ein in der Gruppe der über 55jährigen sind dies gerade noch 30 Prozent, heißt es weiter. Als Argumente für neue Technologien dienen den Bundesbürgern an vorderster Stelle eine bessere Wettbewerbsfähigkeit (85 Prozent) und deren Bedeutung für den Umweltschutz (80 Prozent).

Auch was das Ranking neuer IT-Techniken unter standortpolitischen Gesichtspunkten angeht, hat die Informationsgesellschaft laut VDE nicht unbedingt das Nachsehen. So wurden unter den Befragten Fortschritte vor allem in der Medizintechnik (75 Prozent), Energietechnik (55 Prozent) und Elektronik/Mikroelektronik (44 Prozent) begrüßt. Weit abgeschlagen stehen am Ende der Rangliste die Gentechnik (19 Prozent) und die Kerntechnik (14 Prozent).

Althoff forderte vor der Presse in Bonn eine "Informations-Offensive" für die Informationsgesellschaft. Man müsse, so der VDE-Generalsekretär, mehr über die Risiken diskutieren, die dadurch entstehen würden, wenn sich die deutsche Industrie diesem Trend verweigere. Andere würden dann "den Job machen". Zudem gefährdeten umständliche Debatten zur Deregulierung in der Telekommunikation und Kompetenzrangeleien in der Politik die Einführung neuer IT-Techniken. Althoff wörtlich: "Wer beim Teleshopping über Ladenschlußzeiten diskutiert, hat noch immer nicht begriffen, worum es geht.