Der Handheld-Markt schwächelt weiter

06.05.2002
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Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der Markt für persönliche digitale Assistenten (PDAs) ist im ersten Quartal des Jahres geschrumpft. Zwar ist der Rückgang nicht besorgniserregend, ein zukunftsträchtiges Hype-Segment sind die Handhelds jedoch nicht mehr.

Marktanteile in Westeuropa: Compaq konnte im ersten Quartal in Europa gegen den Trend seinen Marktanteil signifikant ausbauen. Quelle: IDC

Nach Angaben der Marktforscher von IDC wurden von Januar bis März weltweit 3,25 Millionen PDAs abgesetzt. Dies bedeutet einen Rückgang von zwölf Prozent zum gleichen Zeitraum des Vorjahres. Gegenüber dem traditionell starken Weihnachtsquartal brach der Markt um ein Viertel ein. Laut IDC-Analystin Weili Su leidet das PDA-Segment unter der schlechten gesamtwirtschaftlichen Lage. Ein rascher Aufschwung sei nicht zu erwarten. Die zunehmende Verbindung von traditionellen Handhelds mit Handykomponenten lasse jedoch auf eine Besserung gegen Jahresende hoffen.

Der PDA-Pionier Palm bleibt weltweit Marktführer mit 1,27 Millionen verkauften Einheiten und einem Anteil von 39 Prozent. Dahinter konnte sich Compaq mit zehn Prozent Marktanteil und 329 Millionen Geräten etablieren. Auf den dritten Platz verdrängt wurde Handspring, das herbe Einbußen verzeichnete. Sony, Sharp, Hewlett-Packard und Casio runden das Feld ab.

In Europa war der Einbruch deutlicher als im weltweiten Maßstab, denn der Rückgang in der Alten Welt belief sich auf 25,7 Prozent. Nach fast 800 000 Geräten einschließlich Smartphones in den ersten drei Monaten 2001 konnten nur noch 593 000 Stück verkauft werden. Die schwächere Consumer-Nachfrage wurde im Gegensatz zu den USA nicht durch Einkäufe von Unternehmenskunden kompensiert. Auch hier lieferte Palm die meisten Einheiten aus; wegen der höheren Preise führt Compaq jedoch beim Umsatz. Zudem konnte Compaq gegenüber dem Vorjahresquartal mit 44 Prozent überproportional stark wachsen.

Stark nachgefragt wurden vergangenes Jahr in den USA vor allem Handheld-Tools. Nach Untersuchungen des Marktforschungsunternehmens NPD Intelect wurden 2001 im Einzelhandel über 900000 Kopien von PDA-Anwendungen verkauft, verglichen mit 225000 im Jahr zuvor. Die Einnahmen stiegen dagegen aufgrund des starken Preisrückgangs lediglich von 15 Millionen auf 27 Millionen Dollar an. Wie die Marktforscher herausfanden, sank der Durchschnittspreis für eine PDA-Anwendung im Jahresvergleich von 42 auf 30 Dollar.

Nach Ansicht von NPD-Analyst Steve Koenig ist der Trend unter anderem mit den stark gesunkenen Hardwarepreisen im vergangenen Jahr zu erklären. Man könne keine Software für 50 Dollar anbieten, wenn der PDA selbst nur noch 300 Dollar kostet, lautet sein Argument. Ein weiterer Grund ist das gestiegene Angebot an kostenloser Software. So wurden etwa bei Download.com einige Anwendungen für Palmtops mehr als 400000-mal geladen. Nach Ansicht von Koenig wird die Bedeutung von kostenloser Software aber wieder schwinden, wenn die PDAs eine zunehmend PC-ähnliche Rolle einnehmen. Tools für das Betriebssystem „Palm OS“ machten 97 Prozent der verkauften Handheld-Software aus.