Storeboard: PC-Händler werden zunehmend als VAR auftreten

Der Fachhandel gibt sich nicht mehr mit den Billigrechnern ab

23.02.1990

DALLAS (IDG) - Mit stark angezogenen Dezember-Verkäufen legte der PC-Fachhandel in den USA einen Jahresrekord hin: Nach Zahlen der texanischen Marktforscher von Storeboard Inc. sorgten die 360 000 im Dezember verkauften Einheiten für ein Jahresergebnis von über drei Millionen abgesetzten Mikrocomputern.

Bereits im Dezember 1988 waren hohe Stückzahlen über die Ladentische gegangen, so daß die Steigerung gegenüber dem vergleichbaren Vorjahresmonat nur drei Prozent beträgt. Übers Jahr gerechnet, verkauften die amerikanischen PC-Dealer allerdings 8,4 Prozent mehr als im Vorjahr; das Novemberergebnis 1989 wurde im Dezember gar um knapp 29 Prozent übertroffen.

Die Fachhandels-Verkäufe der Anbieter, die nicht in der Liste enthaltenen sind, sanken um mehr als acht Prozent gegenüber dem Vorjahr, was die Storeboard-Experten auf eine verstärkte Nutzung anderer Vertriebskanäle zurückführen: Großhändler, Discounter, Büroeinrichter und der Elektronikhandel machen nun deren Geschäft. Daß die Verkaufszahlen für Low-end-PCs mit 8088/86-Prozessoren um 55 Prozent abgerutscht sind, gilt den Forschern als eine Bestätigung dieses Trends. Epson zum Beispiel vermarktet seine 8088- und Basis-80286-Computer nur noch über den Großhandel unter dem Markennamen Apex.

Die Struktur des Fachhandels wird sich in den kommenden Jahren wesentlich verändern, folgern die Analysten: Bereits jetzt haben sich viele unabhängige Händler zu Vertriebsgesellschaften zusammengeschlossen, während andere zunehmend als Value Added-Reseller auftreten, sich also auf Komplettlösungen einschließlich anwendungsspezifischer Software konzentrieren.

Nachdem die IBM bis in den Herbst hinein mit Problemen beim Absatz besonders ihrer PS/2-Modelle 70 und 80 zu kämpfen gehabt hatte, gibt das Geschäft zum Jahresende Anlaß zu Optimismus: 38 Prozent mehr PC-Fachhandelskunden als im November kauften blau, wozu besonders das mit Gratis-Software und Rabatten gepushte 386-Einsteigermodell PS/2-55sx beitrug. Die Millionengrenze wurde mit 956 000 verkauften Einheiten noch verfehlt; der Jahresabsatz stieg um 1,3 Prozent über den Wert von 1988.

Apple, jüngst der Angebotsschwäche bei Rechnern der unteren Leistungs- und Preisklasse bezichtigt, verlor in der Tat an Boden: fast 16 Prozent im Jahresvergleich und 6,8 Prozent gegenüber dem Dezember 1988. Auch die von November auf Dezember steil um über 53 Prozent angestiegene Stückzahlkurve, unter anderem auf eine Marketing-Aktion zurückzuführen, konnte das Jahr nicht retten. Die Macintosh-Linie macht gleichwohl inzwischen 91 Prozent des Apple-Geschäftes aus; hier war auch eine Steigerung gegenüber dem Dezember 1988 um 30 Prozent zu verzeichnen.

Neu unter den Top-Sellern konnte sich AT&T etablieren. Ein erfolgreiches Marketing, Veränderungen im Management und neue Produktentwicklungen sehen die Storeboard-Forscher als Gründe für den Aufwärtstrend, der im Support von Multiuser-Systemen durch den Fachhandel eine Option auf Fortsetzung enthalte. Vorerst betrug der Zuwachs an Rechnerverkäufen im Jahresvergleich 37,2 Prozent.

Vom Image eines reinen Board-Anbieters hat sich offenbar AST Research lösen können: Die gesamte Produktlinie verzeichnet erhebliche Steigerungen, angeführt vom 386SX-Modell Bravo, dessen im November verkaufte Stückzahl sich zum Jahresende mehr als verdreifachte. Resultat: eine Absatzsteigerung um 52 Prozent von 1988 auf 1989.

NEC wird seine Position im US-Fachhandel weiter stärken können, prophezeit das texanische Institut. Die kürzliche Verschmelzung der Verbraucherelektronik- und der Computerdivision hat dazu geführt, daß die Händler in der Regel die komplette NEC-Produktpalette anbieten können. Rabatte zwischen 100 und 300 Dollar, die die Japaner für bestimmte Rechnermodelle gewährten, trugen ein übriges zum Absatz bei, der 1989 um 18,5 Prozent höher lag als im Jahr zuvor.

Epson, als Druckeranbieter weiterhin die Nummer eins, konnte auch im Rechnermarkt sein Standing verbessern. Die trotz zwischenzeitlicher Lieferengpässe um 32 Prozent gegenüber 1988 gestiegenen Verkäufe des letzten Jahres führt Storeboard nicht nur auf die neuerdings angebotenen 386- und 386SX-Modelle, sondern auch auf die besser ausgestatteten 286er sowie einen verbesserten Laptop zurück.

Zenith Data Systems, bereits im Vorfeld der Übernahme durch die französische Groupe Bull stark abgerutscht, ließ weiter nach und taucht nicht mehr unter den Top-Sellern auf. +