Den Weg zur integrierten Informationsverarbeitung ebnen

21.02.1986

Die Integration der Büroautomation- und -kommunikation in die Datenverarbeitung gewinnt in den Unternehmen zunehmend an Bedeutung. Voraussetzung dafür ist, daß die Endbenutzer vor Einführung der Systeme gründlich geschult und bei deren Einsatz unterstützt werden. "Hilfe zur Selbsthilfe" bietet das Information Center der Metro International AG in Baar seinen Benutzern. Ein PC- oder Software-Wildwuchs wurde nach Ansicht von Bereichsleiter Bruno Schmidt von vornherein ausgeschlossen, da die Investitionen im Bereich der IDV und Büroautomation allein von der DV entschieden und genehmigt werden. Die Möglichkeiten der neuen Übertragungstechniken hat sich auch die RWK AG zunutze gemacht. Die DV/Org.-Abteilung stellt ihre künftigen Aktivitäten unter das Motto "Datenkommunikation und Datenintegration". Fazit des DV-Verantwortlichen Lothar Bedorf: "Erst die Integration macht aus dem Stückwerk ein Ganzes."

Bruno Schmidt

Bereichsleiter DV/Org. bei Metro International AG, Baar/Zug (Schweiz)

Ende 1983 wurde in unserem Hause das Information Center eingeführt. Die Zielsetzung bestand darin, einerseits Unterstützung bei der Einführung neuer Technologien am Arbeitsplatz zu geben und andererseits bei Adhoc-Anforderungen der Fachbereiche den Entwicklungsstau der herkömmlichen Systementwicklung zu umgehen.

Zu betreuen sind hauptsächlich die Bereiche Rechnungswesen, Finanzen, Controlling, Einkauf und Verkauf. Die Entscheidung der Geschäftsleitung, Investitionen im Bereich der Individuellen DV und der Büroautomation - wie bei der Groß-DV - zentral durch das Ressort der DV entscheiden und genehmigen zu lassen, schloß einen PC- und Software-Wildwuchs in den Fachbereichen von Anfang an aus.

Das Information Center ist eine Abteilung innerhalb des Org./DV-Bereiches, die unabhängig von der konventionellen Anwendungssystem-Entwicklung die Fachbereiche bei

der IDV (Personal Computing) und Büroautomation und -kommunikation unterstützt. Die Abteilung in der Schweiz besteht aus drei, in der Bundesrepublik aus zwei Mitarbeitern. Es sind zirka 90 Anwender zu betreuen, die entweder Personal Computer benutzen oder an ein Büroautomationssystem angeschlossen sind.

Die Aufgabenschwerpunkte des Information Center umfassen System- und Anwendungsberatung (inklusive Hotline und Problembehebung), Organisation und Durchführung von Schulungen, Organisation des Erfahrungsaustausches zwischen den Benutzern, Evaluation von Hard- und Software (im Bereich der Büroautomationssysteme und Personal Computer), Organisation der Beschaffung, Installation und Wartung der Systeme, Bereitstellung von Daten aus dem Host (BM) sowie Erstellung von Sonder- und Ad-hoc-Auswertungen aus Basisdaten des Hostsystems.

Philosophie des Information Center ist die "Unterstützung für Endbenutzer" beziehungsweise "Fachbereichsprogrammierung", das heißt, das Information Center bietet Hilfe zur Selbsthilfe.

Nach Evaluierung, Test und Einführung von verschiedenen Hard- und Software-Varianten in den letzten zwei Jahren wurde ein mehrstufiges Konzept der Informationsverarbeitung aufgebaut. In einem Drei-Ebenen-Konzept ( 1.Ebene: IBM-Host mit Batch- und Online-Verarbeitung, 2. Ebene: Büro-/Abteilungsrechner von Data General/CEO mit Büroautomations/-kommunikationsverarbeitung, 3. Ebene: Terminals/PCs mit Online-Zugriff auf die Ebenen 1 und 2, sowie IDV- und PC-Software) steht heute komfortable

Software für die Anwendungsunterstützung zur Verfügung. Dazu zählen Report-Generatoren und Querysprachen im Host, Tabellenkalkulations- und Grafiksoftware im BK-System und in PCs, Datenbank-Software für lokale Anwendungen, Textverarbeitung, Ablage- und Archivierungssysteme, Elektronischer Kalender, Entscheidungshilfen und Listprocessing sowie Electronic Mail (lokal und international) mit Telexanschluß.

Folgende Grundsätze haben sich bei der Arbeit im Information Center bewährt:

- Zentrale, einheitliche Hard- und Software-Systemauswahl, das bedeutet, jede Investition in Hard- und Software wird vom zentralen DV-Ressort nach Kosten/Nutzen-Gesichtspunkten entschieden.

- Lösung von Büroautomations- und -kommunikationsfunktionen auf einem vom IBM-Host separaten Abteilungsrechner.

- Vermeidung der Konkurrenzierung der Zentralen DV; bei jeder Anforderung ist zu entscheiden, mit welchem Hard- und Softwaresystem die Problemlösung vorgenommen werden soll.

- Keine Programmierung und Entwicklung durch das Information Center (eventuell Erstellung von Beispielen oder Prototypen und anschließende Verbreitung). Je nach Fall ist eine Weiterleitung oder Realisierung durch die konventionelle Systementwicklung angebracht.

- Schriftliche Anforderung der Dienstleistungen des Information Center und anschließende Verrechnung.

- Gründliche Schulung der Systembenutzer vor Einführung von Systemen. Ohne eine Einweisung und Schulung soll niemand an Geräten arbeiten.

- Kontinuierliche Betreuung der Anwender, guter Support und häufige Betreuung bei den richtigen Benutzern erzielt den größten Nutzen und kann oft Wunder wirken.

Abschließend ist zu bemerken, daß die gesteckten Ziele erreicht wurden. Durch die Einführung des Information Center in unserem Unternehmen ist sowohl die Anwenderzufriedenheit gewachsen, als auch ein wesentlicher Schritt zur integrierten Informationsverarbeitung getan worden.

Lothar Bedorf

DV/Org.-Leiter der Rheinisch-Westfälischen Kalkwerke, Wuppertal

Die rasante technologische Entwicklung war 1983 für unser Haus ein Anlaß, über neue Einsatzmöglichkeiten der DV nachzudenken.

Unsere Überlegungen gingen in Richtung der Dezentralisierung mit Rechnern vor Ort, die in ihrer Konfiguration der jeweiligen Aufgabenstellung angepaßt werden können. Diese Rechner sollten sowohl untereinander als auch mit dem Host kommunizieren können.

Bei der Einführung der Bürokommunikation (BK) im Unternehmen haben wir ein Gesamtkonzept zugrunde gelegt. Ein Konzept, das eine in sich schlüssige, organisationsgerechte Lösung darstellt und so die informationstechnische Integration weitgehend ermöglicht: Und zwar von der Datenerfassung beziehungsweise dem Informationsempfang über die Verarbeitung, Verwaltung bis hin zur Weitergabe und Verteilung der Informationen in Form von Dateien und Listen.

Bei der Erstellung der Gesamtkonzeption wurde festgestellt, welche Anwendungen an welcher Stelle im Unternehmen eingesetzt werden sollen und wie der Datenfluß von einer Anwendung zur anderen realisiert werden kann. In unserem Haus müssen Rechner-Rechner-Verbindungen im homogenen wie auch heterogenen Verbund eingeplant werden, um den Datenverbund im gesamten Unternehmen sicherzustellen. Dadurch müssen alle Daten nur einmal erfaßt werden.

Alle Daten und Informationen bilden einen Kommunikationsverbund im Gesamtunternehmen und fließen in die Anwendungsprogramme der DV ein. Die Bürokommunikation wird Bestandteil der Datenverarbeitung und kann so in Verbindung mit der Datenfernverarbeitung zu einem wesentlichen Teil der integrierten Informationsverarbeitung realisiert werden.

Das Problem der Einbindung in die Unternehmensstruktur war vielschichtig:

1. Unsere bestehende volle Integration der kommerziellen Arbeitsgebiete über den Siemens-Rechner 7.541 im Dialog mußte erhalten bleiben. Die Anwender von Siemens-Bildschirmen sollten bei der Einführung der Bürokommunikation keinen zusätzlichen Bildschirm erhalten. Es war erforderlich, ein System zu installieren, das den Zugriff auf den Siemens-Rechner im Dialog mit den bestehenden Prozeduren erlaubt.

2. Da unsere dezentralen DV-Geräte bis zu 200 Kilometer vom Host entfernt liegen und wir vor Ort keine großen DV-Kenntnisse bereithalten wollten, mußte ein Remote-Operating von der Zentrale aus möglich sein.

3. Die Programmentwicklung sollte in der Zentrale erfolgen und über den Leitungsweg im dezentralen Rechner implementiert werden.

4. Der Computer benötigt eine Schnittstelle zu unseren Fahrzeugwaagen für die Gewichtserfassung.

5. Alle Rechner, gleich welcher Größenordnung, müssen mit dem gleichen Betriebssystem laufen.

6. Anschluß an Datex-L mit automatischer Wähleinrichtung.

7. File-Transfer im homogenen wie heterogenen Rechnerverbund.

8. Bildschirme multifunktional für Textbe- und verarbeitung in Verbindung mit Teletex, Tabellenkalkulation, Abfragesystem, Electronic Mail, Grafikprogrammen, EMU8160 und ROS.

Wir haben uns zur Lösung unserer Aufgaben für Mannesmann-Kienzle entschieden und bereits einen Teil des Gesamtkonzeptes realisiert.

In der DV/Org.-Abteilung der Rheinisch-Westfälisches Kalkwerke stehen zwölf Mitarbeiter für die Anwendungsberatung der Endbenutzer zur Verfügung. Ihre Aufgabenschwerpunkte liegen in der Hard- und Softwareberatung (Konfiguration und Beschaffung, Vergleich von SW-Paketen und Auswahl von Standardsoftware), im Hot-line-Support bei dringenden Problemen, im Erstellen von individuellen Programmlösungen, in der Beratung über Computer-Einsatzmöglichkeiten sowie Unterstützung der Fachabteilungen bei der Einführung neuer Anwendungen.

In unserem Hause wurden die Organisationsformen, die sich aus den Möglichkeiten der neuen Übertragungstechniken und der Mikroelektronik in Verbindung mit leistungssta..ker Software ergaben, in unser bestehendes DV-System integriert und bieten somit die Grundlage für jetzige und zukünftige Kommunikation. Wir sind gewillt, alle weiteren Aktivitäten unter das Motto "Datenkommunikation und Datenintegration" zu stellen: Denn erst die Integration macht aus dem Stückwerk ein Ganzes.

Dietrich Lüben

Referatsleiter Bürokommunikation und Anwenderservice In der ADAG-Zentrale,

München

Bürokommunikation, Individuelle Datenverarbeiung (DV) und PC-Einsatz werden in der ADAC-Zentrale seit 1983 zentral koordiniert.

Durch die intensive Unterstützung des Managements konnten die Aufgabengebiete Einsatz von PCs, IDV über Focus, Textverarbeitung, Bürokommunikation sowie Fernmeldetechnik, lokale Netzwerke, Telex, Telefax in einer Organisationseinheit zusammengefaßt werden.

Der Erfolg gibt dieser Konzeption recht, denn nur so können die neuen Bürotechniken optimal koordiniert werden.

Beim Einsatz von rund 60 Arbeitsplatzcomputern wird die Anwenderunterstützung

besonders wichtig.

Die PC-Betreuung ist mit zwei Mitarbeitern besetzt: einer ist mehr technisch ausgerichtet, der andere mehr im Software- und Schulungsbereich tätig. Die Festlegung auf nur wenig Standardsoftwarepakete und das Untersagen jeglicher Individualprogrammierung macht es möglich, daß die Anzahl von zwei Mitarbeitern für die PC-Betreuung ausreicht.

Die Hardwareausstattung liegt auf der IBM-Linie und beugt so möglichen Inkompatibilitäten vor, wobei notwendige Ergänzungen der Fremdausstattung auch von Nicht-lBM-Herstellern bezogen werden.

So hat sich das Konzept der Datenspeicherung auf 5-MB-Fest-/Wechsel-Subsystemen als zuverlässig und anwenderfreundlich erwiesen.

Durch dieses Konzept wird e Nutzung der vier im Rahmen des Anwenderservices aufgestellen allgemein zugänglichen Mikros erst richtig effizient.

Im Anwenderservice, häufig auch Benutzer-Service-Zemtrum genannt stehen folgende Einrichtungen zur Verfügung: 2 PC/XT mit Subsystem, 2 PC/ XT DD mit Subsystem, 1 Plotter, 1 Laser-Drucker, 1 IBM-Farbdrucker, 3 Tandberg-Tintendrucker, 4 MS-Mouse Karten, 1 Datex-P-Anschluß sowie 1 Host-Anschluß.

Über diese Geräte können sowohl Kalkulationsprogramme als auch Datenbank- oder Textanwendungen von Mitarbeitern selbst durchgeführt werden. Die Mitarbeiter der Bürokomunikation können hier jederzeit Unterstützung geben.

Das Konzept, die Individuelle Datenverarbeitung pragmatisch anzugehen, hat sich bewährt und wird in dieser Weise weiterverfolgt.