Den Jobverlust bewältigen

01.12.2004
Professionelle Karriereberatung nach einem Jobverlust hilft den Betroffenen, neue berufliche Perspektiven zu entwickeln und Selbstzweifel auszuräumen.

Mehrere Kündigungswellen haben die IT-Branche in den vergangenen Jahren erschüttert. Kaum ein Mitarbeiter kann sich noch darauf verlassen, dass er nach dem Ende eines Arbeitsverhältnisses auf Grund seines Wissens und seiner Berufserfahrung nahtlos eine neue Anstellung findet. Viele stehen auf der Straße.

Auch Frank Förster* stand plötzlich vor dem Nichts. Jahrelang hatte er sein Wissen und seine Begeisterung in die Entwicklung und den Aufbau eines Navigationssystems gesteckt, das in der Fachwelt viel Lob fand. Doch Misswirtschaft und Selbstbedienungsmentalität des Managements bedeuteten das Aus der Firma, Förster verlor seinen Job. Anita Sonntag* erging es ähnlich. Sie verantwortete die IT-Mitarbeiterschulung in einem Unternehmen mit rund 4000 Beschäftigten. Einsparungsmaßnahmen führten dazu, dass die gesamte Personalentwicklung eingeschmolzen wurde, DV-Seminare wurden kaum noch angeboten. Eine Weiterbeschäftigung war nicht vorgesehen, einen anderen Arbeitsplatz im Unternehmen gab es nicht.

Umfassende Beratung nötig

Förster und Sonntag wandten sich an das Münchner Beratungsteam von Psyo. Die Arbeitsschwerpunkte der Gesellschaft sind psychologische Organisationsberatung sowie Einzel- und Gruppenberatungen von gekündigten Mitarbeitern. Mittlerweile hat sich der Begriff Outplacement-Beratung etabliert. Ursprünglich nutzten nur Manager in Führungspositionen dieses Angebot, wenn es um einen Stellenwechsel ging. Die Betroffenen erhielten neben einer Abfindung noch eine persönliche Beratung oder auch Training, um sie auf neue Aufgaben in einem anderen Unternehmen vorzubereiten.

Mittlerweile nutzen Mitarbeiter auf unterschiedlichen Führungsebenen diese Möglichkeit. Eine Kündigung muss nicht das Ende einer Karriere, sondern kann auch ein Neuanfang sein. Eine Outplacement-Beratung sollte allerdings mehr bieten als ein Bewerbungstraining oder Tipps zur Existenzgründung, wie sie auch von der Agentur für Arbeit angeboten werden. Bei den Beratern von Psyo steht darüber hinaus die psychologische Ausrichtung im Vordergrund.

Die Beratung baut sich nach einem Modulsystem auf, das nach Bedarf auch direkt in der Firma ansetzen kann und diese unterstützt, den Personalabbau umzusetzen. Kommt ein Entlassener zu Psyo, geht es zunächst darum, die Verletzungen durch den Verlust des Arbeitsplatzes und die damit verbundenen Versagensgefühle aufzuarbeiten. Partner und Familie des Betroffenen werden oft einbezogen. "Die Unterstützung durch Partnerin oder Partner oder auch der ganzen Familie sind in diesem Prozess oft entscheidend. Besonders dann, wenn jemand seine hoch dotierte Stellung verliert, schlittert er häufig noch in eine Beziehungskrise, die ihn ins Bodenlose stürzen lässt", so Veronika Schwemmer, Psychologin und Psyo-Gesellschafterin. In einem nächsten Schritt dienen die psychologischen Gespräche dazu, die Interessen und Motivation der Beteiligten intensiv und grundlegend zu erarbeiten. Mit dieser Vorbereitung treten die Beratenen in Bewerbungsgesprächen und Existenzgründungsverhandlungen oft überzeugender auf.

Weitere Schritte vermitteln relevante Kenntnisse im neuen beruflichen Umfeld oder bereiten die Ratsuchenden mit Coachings auf den neuen Job vor. Outplacement-Beratung wird meist in einer Mischung aus Einzelstunden und Gruppensitzungen betrieben. Die Dauer variiert zwischen einigen Tagen und mehreren Wochen. Die anfallenden Kosten wurden bisher oft von früheren Arbeitgebern übernommen oder gehörten zu einem Paket aus Abfindung und Beratung. Wenn aber bei der Kündigung keine Outplacement-Beratung ausgehandelt werden kann, sind viele Arbeitsagenturen bereit, sich mit bis zu 50 Prozent zu beteiligen, wenn der Gesamtbetrag von 2500 Euro nicht überschritten wird.

Frank Förster hat während der Outplacement- Beratung seine Lust am Vagabundieren entdeckt. Er hat sich einen mobilen Verkaufsstand zugelegt und versorgt nun erfolgreich die Teilnehmer von Großveranstaltungen. Er genießt den Trubel, und es ist ihm klar geworden, dass sein früherer Job doch recht einsam war. Anita Sonntag hat ihr organisatorisches Wissen erweitert, auf das Projekt-Management ausgedehnt und ihre DV-Kenntnisse vertieft. Inzwischen hat sie eine Stelle als IT-Projektleiterin gefunden. (iw)

*Namen von der Redaktion geändert.