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Den IT-Arbeitsmarkt immer im Blick

12.02.2003
Von Werner Dostal
Ob Fachkräftemangel oder neue Arbeitslosigkeit - Werner Dostal beobachtet als Direktor des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung den IT-Arbeitsmarkt genau und lässt sich weder durch euphori-sche noch durch pessimistische Prognosen in seiner nüchtern-abwägenden Einschätzung beirren.

Arbeitsamt und IT, das passt für viele nicht zusammen. Doch so verrufen die Bundesanstalt für Arbeit auch sein mag, in ihrem Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sitzt ein Mann, der die IT-Branche und ihre Personalpolitik schon seit Jahrzehnten kritisch verfolgt: Werner Dostal ist als wissenschaftlicher Direktor am IAB für Berufs- und Qualifikations-forschung verantwortlich.

Eigentlich ist die IT für ihn nur eine von vielen Branchen, in denen er die Entwicklung der Berufe und des Arbeitsmarktes beobachtet. Dass dieses Randthema für ihn eine wichtige Rolle spielt, liegt an seinem ersten Leben: Bevor der heute 62-Jährige 1973 ans IAB und damit ins Beamtentum wechselte, arbeitete er als Unternehmensberater, Ingenieur und Systementwick-ler. Er kennt die IT noch aus der Zeit der Lochkarten. Obwohl sich seitdem technisch fast alles verändert hat, hat die Branche in Dostals Augen in Sachen Personalpolitik keine vergleichbaren Fortschritte gemacht: Die Arbeitsbedingungen seien oft so hart, dass die „Mitarbeiter mit Haut und Haaren gefressen“ und Neueinsteiger abgeschreckt würden. Stabile Perspektiven für die Dauer eines Berufslebens könne die Branche kaum vermitteln, und in Sachen Ausbildung gebe es Nachholbedarf - auch wenn in den vergangenen Jahren die Bereitschaft gewachsen sei, mit den neuen IT-Berufen im dualen System und mit Förderung der Informatik an den Hochschulen eine anspruchsvolle IT-Ausbildung zu beginnen.

Dostal, der parallel zu seiner Tätigkeit am IAB in den 80er Jahren an der Universität Erlangen/Nürnberg Wirtschaftswissenschaften und Philosophie studierte und später an der TU Berlin in Bildungsökonomie promovierte, ist immer bestrebt, die Wissenschaft auch verständlich umzusetzen. Offen plädiert er für Professionalität in der IT. In dem Sinne kann er der derzeitigen Lage auch etwas Positives abgewinnen: „Sollten die krisenhaften Erscheinungen anhalten, wird der Arbeitsmarkt IT-Fachkräfte mit einschlägiger Grundausbildung begünstigen und somit die Professionalisierung verstärken.“