Dells John Medica in Muenchen Notebook-Entwickler setzt auf mehr Benutzerfreundlichkeit

30.06.1995

John Medica zeichnete frueher bei Apple Computer fuer die Entwicklung der Powerbooks verantwortlich. Im Maerz 1993 wechselte er zur Dell Computer Corp. und entwirft dort wieder Portables. Anlaesslich der Vorstellung der neuen Pentium-Notebooks in Muenchen sprach er mit CW-Redakteurin Kriemhilde Klippstaetter.

CW: Sie waren zehn Jahre bei Apple, warum der Wechsel zu Dell?

Medica: Als Vice-President fuer portable Rechner liegt nicht

nur die Entwicklung neuer Geraete in meiner Verantwortung, sondern auch deren Vermarktung, mein Aufgabengebiet ist vielfaeltiger geworden. Nun bin ich wieder in einer Firma mit rund 3,5 Milliarden Dollar Jahreseinnahmen, das ist der Betrag, den Apple einst umsetzte. Ausserdem klappt die Zusammenarbeit mit Michael Dell wunderbar.

CW: Welche Philosophie bringen Sie von Ihrem alten Arbeitgeber mit?

Medica: Bei Apple haben wir uns stark darauf konzentriert, wie Leute mobile Rechner nutzen. Es ist eine Staerke von Apple, die Benutzerfreundlichkeit in den Vordergrund zu stellen.

CW: Vor Ihrem Amtsantritt kaufte Dell die Notebooks von AST ein . . .

Medica: . . . das ist vorbei. Deshalb hat man mich geholt, wir entwickeln selbst.

CW: Das Display macht bei den Tragbaren noch immer einen grossen Anteil der Herstellungskosten aus. Welche Veraenderungen sehen Sie in diesem Bereich?

Medica: Vergangenes Jahr gab es TFT-Bildschirme nicht unter 1000 Dollar, jetzt kosten sie rund 850 Dollar. Die Preise der Passiv- Matrix-Displays werden sich 1995 ungefaehr halbieren. Damit naehern sie sich allmaehlich dem an, was bei Desktop-Monitoren ueblich ist.

CW: Die bieten aber eine groessere Darstellungsflaeche.

Medica: Bei den Portablen geht dieses Jahr der Trend zu Displays mit einer Bildschirmdiagonale von 10,4 Zoll. 1996 werden Elf- und Zwoelf-Zoll-Flachbildschirme bei den hochwertigen Notebooks die Regel sein. Damit ist man dann bei den 14 Zoll der Desktops, wenn man die zwei Zoll beruecksichtigt, die bei Standgeraeten am Rand fuer die

Darstellung nicht zur Verfuegung stehen.

CW: Was wuenschen Sie sich als Hersteller und Entwickler von den Display-Produzenten?

Medica: Eine einfachere Montage. Fuer unser Konzept der

Fertigung gemaess Auftrag - build to order - waere das eine grosse

Erleichterung. Ausserdem muessen die Notebooks insgesamt schmaler werden, damit sie besser zu tragen sind. Duennere Displays wuerden da helfen. Ich kann mir auch vorstellen, die Flaeche des Bildschirms fuer Teile aus dem Unterbau zu nutzen, zum Beispiel koennte man die RAM-Bausteine dort unterbringen.

CW: Wie schaetzen Sie die Zukunft

der portablen Rechner ein? Wird es zusaetzliche Kaeuferschichten geben oder spektakulaere Neuentwicklungen?

Medica: Die Definition wird sich aendern: Notebooks werden eine echte Alternative zu Desktop-PCs darstellen. Die gewohnte Funktionalitaet wie LAN-Einbindung und dergleichen kommt ueber die Docking-Station. Ausserdem erwarte ich, dass Privatleute staerker als bisher Notebooks benutzen, insbesondere kostenguenstige Geraete, die weniger als 2,5 Kilogramm wiegen.

CW: In welchen Bereichen erwarten Sie die einschneidendsten technischen Weiterentwicklungen?

Medica: Fuer Portable ist die Frage der Betriebsdauer entscheidend. Das faengt mit dem Silicon an, also einer CPU, die wenig Strom verbraucht, und hoert bei der Lebensdauer von Batterien auf. Fuer die Anwender ist natuerlich auch die Qualitaet des Displays interessant. Demnaechst wird es LCDs geben, auf die man aus einem Winkel von 180 Grad sehen kann.

CW: Stichwort PDAs: Die Erwartungen der Hersteller solcher Geraete erfuellten sich bislang nicht.

Medica: Ich sehe eine neue Chance fuer Handheld-Computer. Die Bildschirme werden immer besser und billiger, und wenn die Software-Anbieter mitziehen, ergeben sich gute Marktchancen.

CW: Fuer welche Anwendungen?

Medica: In der Serviceindustrie, die sowieso stark waechst. Kleine Geraete mit drahtloser Kommunikation werden sich gut verkaufen.

CW: Bestehen bei Dell Plaene fuer einen PDA e la Apples Netwon?

Medica: Nein.

CW: Wo liegen zukuenftig Marktchancen fuer Dell?

Medica: Wir lieben die "Plug & Play"-Initiative von Intel und Microsoft. Der Kunde soll genau das Geraet bestellen koennen, das er braucht, mit integriertem Pager oder Telefon. Und er wuerde fuer solche Kommunikationshilfen auch einen Service von uns bekommen.