Direktanbieter steigert Umsatz und Gewinn

Dell lässt Konkurrenz hinter sich

22.11.2002
MÜNCHEN (CW) - Dell scheint die flaue Konjunktur nichts anhaben zu können. Für das dritte Quartal des laufenden Geschäftsjahres präsentierte der texanische Direktanbieter Steigerungsraten für Umsatz und Gewinn deutlich im zweistelligen Bereich. Auch für das abschließende vierte Quartal rechnet Firmenchef Michael Dell mit Zuwächsen.

"Der Trend der Kunden hin zu standardbasierender IT-Infrastruktur ist offensichtlich", erklärte der Dell-CEO anlässlich der Bekanntgabe der jüngsten Quartalszahlen. Damit bekämen die Anwender größere Flexibilität sowie eine bessere Leistung und Verfügbarkeit für ihr Geld als bei proprietären Plattformen. Die Zahl der Produktauslieferungen stieg im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 28 Prozent. Im Branchendurchschnitt lieferten die IT-Hersteller rund zwei Prozent mehr Geräte aus als noch ein Jahr zuvor.

Das deutliche Plus bei den Auslieferungen schlägt sich auch in den aktuellen Zahlen nieder. In den Monaten von August bis Oktober 2002 steigerten die Texaner ihren Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 22 Prozent von 7,5 auf 9,1 Milliarden Dollar. Der Nettogewinn legte um 31 Prozent von 429 auf 561 Millionen Dollar zu. Im operativen Geschäft steigerte der Direktanbieter seinen Profit sogar um 39 Prozent auf 758 Millionen Dollar. Mit diesen Zahlen erfüllte der PC-Hersteller die eigenen Prognosen und die Erwartungen der Wallstreet.

Vor allem im Enterprise-Geschäft konnten die Texaner im dritten Geschäftsquartal zulegen. So wuchs der Umsatz mit Servern, Workstations, Speichergeräten und Switches um 27 Prozent. Für das Storage-Segment bilanzierten die Dell-Verantwortlichen sogar eine Steigerung um 73 Prozent. Im Gesamtjahr will man mit externen Speichersystemen rund eine Milliarde Dollar einnehmen.

Trotz dieser Zuwächse hat sich am Verhältnis Consumer- zu Enterprise-Produkten wie Server und Speicher wenig geändert. 80 Prozent der Umsätze erwirtschaftet Dell mit Desktop- und Notebook-Systemen, wobei PCs 52 Prozent und Notebooks 28 Prozent ausmachen. Die restlichen 20 Prozent der Einnahmen gehen auf das Konto des Enterprise-Bereichs. Vor einem Jahr lag das Verhältnis bei 81 zu 19 Prozent. Regional gesehen macht nach wie vor der amerikanische Markt mit 72 Prozent den Löwenanteil am Umsatz aus. Europa mit 19 und Asien mit neun Prozent folgen mit deutlichem Abstand. Auch an diesem Verhältnis hat sich im Jahresvergleich kaum etwas geändert.

Für die Zukunft gehen die Dell-Verantwortlichen von einem soliden Wachstum aus. So rechnet President Kevin Rollins für das abschließende vierte Quartal mit einem Umsatzplus von 20 Prozent auf knapp 9,7 Milliarden Dollar. Die Zahl der Auslieferungen soll um 23 Prozent steigen. Mit dieser Prognose gibt sich Dell vorsichtiger als die Analysten, die Einnahmen von leicht über 9,7 Milliarden Dollar erwarten. Er sei nicht sicher, ob die Branche einen starken Jahresabschluss erleben werde, erklärte Rollins. Auch Finanzchef James Schneider warnt vor zu hohen Erwartungen: "Wir rechnen kurzfristig nicht mit einer Erholung der Branche."

Viel wird auch davon abhängen, wie die neuen Produktinitiativen vom Markt aufgenommen werden. Neben dem Einstieg ins Druckergeschäft, für das die Texaner Lexmark als Partner gewinnen konnten, will Dell künftig auch Handhelds verkaufen.

Einstieg in den Handheld-Markt

Die ersten Geräte dieser Produktkategorie wurden anlässlich der diesjährigen Comdex vorgestellt. Wie im PC- und Notebook-Segment will man über günstige Preise - die Geräte sollen zwischen 200 und 300 Dollar kosten - Marktanteile gewinnen. Gartner-Analyst Todd Kort zweifelt nicht am Erfolg dieser Strategie. Er geht davon aus, dass Dell im ersten Jahr bis zu 1,5 Millionen Geräte seiner "Axim-X5"-Familie in den USA verkaufen und damit einen Marktanteil von 30 Prozent erreichen wird. Für eine Stärkung der Gesamtbilanz wird dieser Geschäftszweig aufgrund des geringen Umsatzvolumens jedoch zunächst nicht sorgen.

Dass Dell die Konkurrenz mit seinen Preisen zunehmend unter Druck setzt, zeigt auch ein Bericht des Finanzdienstleisters Bloomberg. Demnach gleicht Branchenriese IBM seine Server-Preise seit rund einem Jahr mit den Angeboten des Direktanbieters ab. Die entsprechenden Nachlässe werden mit dem Hinweis auf günstige Paketpreise von Hard- und Software kaschiert. Zuvor hatten es die Armonker jahrzehntelang vermieden, einen direkten Preiswettbewerb mit der Konkurrenz zu beginnen. (ba)

Abb: Steigende Umsätze und Gewinne

Seit einem Jahr zeigen die Kurven für Umsatz und Gewinn nach oben. Davon kann die Konkurrenz nur träumen. Quelle: Dell