100-Prozent-Latte wieder übersprungen

Dell kann der harte Preiskampf auf dem PC-Markt nichts anhaben

28.08.1992

MÜNCHEN/LANGEN (CW) - Den höchsten Umsatzzuwachs seit dem Gang an die Börse vor vier Jahren konnte die Dell Computer Corp. aus der texanischen Hauptstadt Austin im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 1993 verbuchen. Mit 457,5 Millionen Dollar setze der Direktanbieter im zweiten Vierteljahr 129 Prozent mehr um als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum.

Auch der Gewinn hielt mit dem Umsatz Schritt: 21,9 Millionen Dollar bedeuten gegenüber dem Abschnitt Mai bis Juli 1991 ein Plus von 77 Prozent. Für die vergangenen elf Quartale kann. Dell damit auf steigende Gewinn- und Umsatzzahlen in Folge verweisen.

CEO Michael Dell macht für diese positive Entwicklung vor allem sinkende Betriebskosten verantwortlich: Gegenüber dem ersten Quartal 1993 (19 Prozent) beträgt der Anteil dieser Aufwendungen jetzt nur noch 16 Prozent. Vor einem Jahr habe man diesbezüglich knapp ein Viertel des gesamten Umsatzes (24) einsetzen müssen.

"Durch kontinuierliche Effektivitäts- und Kostenstruktur-Verbesserungen sind wir gut gerüstet für die kommenden Jahre", meinte Dell, der davon ausgeht, daß unter den Computerherstellern eine Auslese abzusehen sei.

Dell habe der derzeit wütende Preiskrieg nicht geschadet. Man könne im Gegenteil seit den teils erdrutschartigen Preisverfällen auf eine signifikant gestiegene Nachfrage verweisen.

Jede einzelne Kundengruppe sowie alle geographischen Regionen - somit auch die deutschsprachige mit Österreich und der Schweiz - erzielten nach den vorliegenden Geschäftsergebnissen ein Umsatzplus von mehr als 100 Prozent. Die vom Geschäftsführer für Zentral-Europa Hendrik Geissler geführte Langener Dependance erwirtschaftete etwa die Hälfte des Umsatzes mit Großkunden, die anderen 50 Prozent verteilen sich auf den Direktvertrieb über Telefonverkauf (40 Prozent) sowie VAR-Geschäft (zehn Prozent).

Im Vergleich zu Unternehmen wie IBM, DEC oder PC-Konkurrent Compaq ist Dell Computer noch stark US-lastig: Mit 302 Millionen Dollar erwirtschafteten die Texaner fast zweidrittel des Gesamtumsatzes jenseits des Atlantiks. 155 Millionen Dollar wurden außerhalb des Mutterlandes umgesetzt.

Interessant ist auch, daß bei Dell Top-PCs die heißesten Artikel darstellen: 60 Prozent in den USA und sogar vier von fünf PC-Bestellungen in Zentraleuropa gehören der 486-Klasse an.