1700 Mitarbeiter verlieren ihren Job

Dell kann das hohe Wachstumstempo nicht halten

23.02.2001
MÜNCHEN (CW) - Dell konnte im letzten Quartal des laufenden Geschäftsjahres die bereits reduzierten Erwartungen der Analysten nicht erfüllen. Auch für das kommende Jahr dämpfte der Direktanbieter die Erwartungen. Um den Abwärtstrend aufzuhalten, wollen die Verantwortlichen sparen. 1700 Stellen werden der neuen Konzernpolitik zum Opfer fallen.

Im vierten Quartal des laufenden Geschäftsjahres erzielte Dell einen Gewinn von 18 Cent pro Aktie und verfehlte damit die Erwartungen der Analysten um einen Cent. Der Nettogewinn lag mit 434 Millionen Dollar um zwei Millionen unter dem des Vorjahresquartals. Der Umsatz stieg dagegen um 28 Prozent von 6,8 Milliarden auf 8,7 Milliarden Dollar.

Das Quartalsergebnis beeinflusste auch die Jahresbilanz. Hier wiesen die Texaner einen Umsatz von 31,9 Milliarden Dollar und einen Gewinn von 2,3 Milliarden Dollar aus. Das entspricht einem Plus von 84 Cent pro Aktie - Analysten an der Wallstreet hatten 85 Cent prognostiziert.

Bei den Vorhersagen für das kommende Geschäftsjahr schlägt der Direktanbieter ungewohnt vorsichtige Töne an. Für das erste Quartal erwarte man ein Plus von 17 Cent pro Papier. Damit würden die Prognosen der Analysten um zwei Cent verfehlt. Über den weiteren Verlauf schweigen sich die Verantwortlichen aus. Chief Financial Officer (CFO) James Schneider verweist auf die aktuellen Marktindikatoren, angesichts derer man mit Prognosen sehr vorsichtig sein müsse. Dell-Vorstandsmitglied Kevin Rollins geht noch einen Schritt weiter und warnt: "Die Gewinnmargen werden kaum auf den Stand klettern, den wir einmal hatten."

Der schwache PC-Markt macht also auch dem ehemaligen Börsenliebling zu schaffen. Gelang es den Texanern in den vergangenen Jahren immer wieder, über Preissenkungen Marktanteile zu gewinnen und trotzdem die Gewinne zu erhöhen, funktioniert dieses Prinzip heute allem Anschein nach nicht mehr. Zwar holt Dell nach Marktanteilen weiter auf, jedoch auf Kosten des Profits. Dennoch will der Hersteller seine aggressive Preispolitik fortsetzen.

Vor allem im Server-Geschäft möchte Dell über Preissenkungen Boden gutmachen. Nach Ansicht von Ashok Kumar, Analyst von Bancorp Piper Jaffray, könnte diese Rechnung aufgehen. So verzeichneten die Texaner im Server-Business ein Wachstum nach Stückzahlen von 63 Prozent. Der Gesamtmarkt konnte dagegen nur um 14 Prozent zulegen.

Allerdings teilen nicht alle Marktforscher diesen Optimismus. So mache das PC-Segment nach wie vor den Löwenanteil des Umsatzes aus. Außerdem müsse sich Dell im anvisierten Server- und Speichergeschäft erst einen Namen machen, um das Vertrauen der Kunden zu gewinnen.

Nach Einschätzung von Walter Winnitzki, Analyst bei J.P. Morgan Chase, steht Dell unter starkem Druck. Senkte das Unternehmen früher seine Preise erst, nachdem die Zulieferer günstigere Konditionen eingeräumt hatten, ist es heute umgekehrt. Dell muss seine Preise senken, bevor dies an anderer Stelle aufgefangen werden kann. Das habe sich auch in den schrumpfenden Margen des vierten Quartals bemerkbar gemacht.

Die zweite Säule, die Umsatz und Gewinn in den nächsten Quartalen stützen soll, sind Einsparungen beim Personal. 1700 Mitarbeiter, das entspricht vier Prozent der Belegschaft, sollen ihren Hut nehmen. Laut der offiziellen Begründung seien die Positionen im Rahmen einer konzernweiten Umstrukturierung überflüssig geworden. Die meisten Stellen wird Dell in der texanischen Firmenzentrale streichen.