CAD zwingt Zentraleinheit oft in die Knie:

Dedizierte Systeme sind im Vormarsch

05.02.1982

MÜNCHEN - Ähnlich der Frage, ob Heck- oder Frontantrieb für das bessere Fahrverhalten sorgen, scheiden sich auch die Geister bei der Wahl des passenden CAD-Systems: Die einen "pfropfen" ihre CAD-Software auf den vorhandenen Zentralrechner, die anderen ziehen Turnkey-Lösungen vor.

Man solle grafische Probleme lokal behandeln, meint Gerhard Dörner, Geschäftsführer der Logotec GmbH in München. Die Integration einer entsprechenden Software auf andere Systeme sei "Manpower-abhängig" und koste mehr als der Einsatz speziell gefertigter CAD-Systeme. Diese Systeme seien als teure, aber allein einsetzbare Werkzeuge zu verstehen.

Zur Verarbeitung großer Datenmengen wäre es allerdings vorteilhaft, Verbindungen zu bereits bestehender DV zu schalten. Dörnermöchte so einen CAD-Arbeitsplatz "logisch und physikalisch überschaubar" halten.

"Die Frage nach der günstigsten Konstellation hängt in jedem Fall davon ab, in welchem Umfang was gemacht werden soll und was bereits vorhanden ist", erläutert Gerd Kunzelmann, Software-Berater in München. Auch das auf dem Markt befindliche Angebot sei ausschlaggebend für die Entscheidung.

Mit den derzeit erhältlichen Systemen und ihrer Software könne man bestimmte Standardprobleme gut bearbeiten, so daß man auf diesem Wege einer Fachabteilung ein gutes Hilfsmittel in die Hand geben könne.

Werden die Probleme in einem Großunternehmen, das in der Regel bereits Rechner im Einsatz hat, abteilungsübergreifend und komplexer, empfindet Kunzelmann eine reine Turnkey-Lösung als "Untermotorisierung". Im Verbund liegen die Möglichkeiten, die Computer-Unterstützung besser zu nutzen, da die Daten von der Planung über die verschiedenen Entwicklungsstufen bis hin zur Fertigung weiterentwickelt werden können.

Die Datenstruktur des Unternehmens werde berücksichtigt, sagt der Berater, und gerade dadurch werde eine umfassende CAD-Lösung ermöglicht. Das Turnkey-System könne als Frontrechner eingesetzt werden - der Zentralrechner mit Datenbank führe dann die umfangreichen Berechnungen durch.

Der Trend gehe auf diesem Sektor zur "Intelligenz am Arbeitsplatz", vermutet Peter Rohde, Vertriebsbeauftragter CAD der mbp, Dortmund. Diese Entwicklung beschleunige sich durch fallende Hardware-Preise. Allerdings räumt Rohde ein, daß es eventuell vorteilhaft sein kann, CAD-Software für den Zentralrechner zu entwickeln, da man dann nur noch den Zeichentisch und einen Bildschirm benötige.

Kernspeicherprobleme

Probleme sieht der Dortmunder in der Belastung des Zentralrechners durch die CAD-Berechnungen. Es sei nicht zu vermeiden, eine Kernspeichererweiterung durchzuführen. Durch die zusätzliche Leistung ist zudem ein schlechteres Antwortzeitverhalten des Zentralcomputers zu erwarten.

Als Voraussetzungen für die Implementierung einer CAD-Software sieht Manfred Siebert, Vertriebsleiter der Digital Equipment GmbH aus München, ein interaktives Betriebssystem an. Auch an den Compiler stellt die neue Aufgabe Anforderungen: Er solle Fortran können. Ein Datenbankverwaltungssystem müsse integriert und Distributed Data Processing möglich sein. Ähnlich wie Rohde befürchtet auch Manfred Siebert Speicherprobleme. Ein CAD-Lauf könne den Rechner so belasten, daß die mitangehängte Buchhaltung für geraume Zeit aus dem aktiven Geschehen ausgeschlossen werden könnte. Das "Aufbohren" des Kernspeichers scheint jedoch nicht immer zu funktionieren, so seine Erfahrungen. Ihm seien Fälle bekannt, bei denen aus dieser Schwäche heraus eine zweite Zentraleinheit angeschafft werden mußte.