Investitionen in den Ausbau von IT- und TK-Services

Debis AG: Europäer müssen gegenüber USA aufholen

07.02.1997

Obwohl das genaue Ergebnis der Debis AG erst im Rahmen der für April anberaumten Bilanzpressekonferenz der Mutter Daimler-Benz bekanntgegeben wird, sprach Vorstandsvorsitzender Mangold vor der Presse in Berlin von einem sehr erfolgreichen Geschäftsjahr 1996. Allen Geschäftsbereichen des Konzerns (Finanzdienstleistungen und Versicherungen, IT-Services, TK- und Mediendienste sowie Handel und Immobilien-Management) sei es gelungen, ein deutlich stärkeres Wachstum zu ereichen als der Markt.

Danach hat die Daimler-Benz-Tochter ihren Umsatz um 15 Prozent auf 13,6 (Vorjahr: 11,8) Milliarden Mark gesteigert. Bereinigt um die Einnahmen des im vergangenen Jahr abgegebenen Geschäftsbereichs Marketing-Services hätte sich, so Mangold, sogar ein Wachstum von 19 Prozent ergeben. Gleichzeitig sei die Mitarbeiterzahl um weitere 1200 auf rund 11 400 erhöht worden. Den größten Umsatzanteil hatte mit 8,8 (7,6) Milliarden Mark die Sparte Finanzdienstleistungen, gefolgt vom Debis Systemhaus, das knapp 2,3 (1,9) Milliarden Mark erwirtschaftete. Das mit Abstand größte Plus in puncto Einnahmen verzeichnete jedoch die Mobilfunktochter Debitel, die um 73 Prozent auf 1,6 Milliarden (931 Millionen) Mark zulegte.

Debis erwartet nach den Worten Mangolds für 1996 ein "gutes operatives Ergebnis". Nähere Einzelheiten zum Gewinn wollte der Debis-Chef mit Rücksicht auf die Daimler-Benz-Bilanzpressekonferenz nicht preisgeben - außer der Tatsache, daß offenbar die Erlöse in allen Geschäftsfeldern überproportional zum Umsatz gestiegen sind. 1995 hatte Debis konzernweit einen Überschuß von 91 Millionen Mark ausgewiesen.

Als Hauptgründe für das schnelle Wachstum nannte Mangold neben der Ausweitung des Leistungsangebots in allen Geschäftsfeldern vor allem den wachsenden Bedarf an komplexen IT-Dienstleistungen und die exzellente Entwicklung des Mobilfunkmarktes. Gleichzeitig gehe man davon aus, daß sich gerade in den besagten Zukunftsmärkten die überaus positive Entwicklung des vergangenen Jahres auch 1997 fortsetzen, in einzelnen Bereichen sogar noch forcieren lasse. "Wir werden unseren Umsatz in diesem Jahr voraussichtlich auf deutlich über 14 Milliarden Mark steigern können", sagte der Debis-Chef.

Das Unternehmen will im laufenden Geschäftsjahr seine Investitionen von 400 Millionen auf über eine Milliarde Mark kräftig aufstocken.

Mangold bezeichnete als wesentliches strategisches Ziel die weitere Internationalisierung des Unternehmens, vor allem in den Bereichen IT-Services und Telekommunikation, wohin auch die meisten Investitionsmittel gelenkt werden sollen. Die globale Ausrichtung des Konzerns sei mit 166 Tochtergesellschaften in 28 Ländern "schon jetzt erkennbar"; die USA stellten mit einem Anteil von rund 25 Prozent den mit Abstand wichtigsten Auslandsmarkt dar. Stolz zeigte sich der Debis-Chef in diesem Zusammenhang über die Tatsache, daß lediglich 56 Prozent der Einnahmen in Deutschland und dabei wiederum nur noch rund 15 Prozent in Geschäften mit der Mutter Daimler-Benz generiert wurden.

Die Beteiligung am französischen Software-Unternehmen Cap Gemini hat sich nach Ansicht Mangolds "bewährt". Spekulationen über eine bevorstehende Aufstockung des derzeitigen 24,2-Prozent-Anteils bezeichnete der Debis-Chef als "verfrüht". Man sei hier "in keinerlei Eile". Auch die für 1997 genannten Investititionen beinhalteten noch keine Aufwendungen für ein größeres Cap-Gemini-Engagement.

Nicht dementieren wollte der Debis-Chef indes vor kurzem von ihm selbst in Washington geführte Gespräche, wo es um die Aufhebung oder zumindest eine Auflockerung des sogenannten "Bank Holding Company Acts" ging. Besagtes Gesetz untersagt Debis derzeit eine Beteiligung von 25 Prozent und mehr an den auch im US-Markt tätigen Franzosen, da mit der Deutschen Bank als Mehrheitsaktionärin der Mutter Daimler-Benz ein Geldhaus als potentieller Anteilseigner mit im Spiel wäre.

Mangold deutete jedoch an, daß seiner Einschätzung nach die eben erst etablierte Administration des alten und neuen US-Präsidenten Bill Clinton über eine Änderung des Gesetzes zumindest nachdenken könnte.

Als mit Abstand größte Herausforderung für die Europäer und damit auch sein Unternehmen bezeichnete es der Debis-Chef, den Rückstand im IT-Bereich gegenüber den USA wettzumachen. Mangold wörtlich: "Wir haben zwar eine Schlacht, aber noch lange nicht den Krieg verloren." Ein wichtiges Marktsegment seien die Internet-basierten Electronic-Commerce-Komplettlösungen, die Debis als Generalunternehmer für Geschäftskunden realisiere. Zudem sei der Mobilfunk mit den derzeit rund 1,1 Millionen von Debitel betreuten Kunden - insbesondere in Kombination mit der Daten- und Bildübertragung im GSM-Netz - als künftiger Wachstumsmotor "nicht mehr wegzudenken". Große Hoffnungen setzt man bei Debis aber auch auf die zusammen mit Bertelsmann betriebene Netzwerkgesellschaft Media Ways, die derzeit das deutsche Einwählnetz für den Online-Dienst America Online (AOL) unterhält und zu einem auch anderen Interessenten offenstehenden Infrastruktur-Anbieter ausgebaut werden soll.

Last, but not least werde man, wie es in Berlin hieß, auch von den zwei Themen profitieren, die derzeit die IT-Welt bewegen: die Umstellung auf den Euro und das Kalenderjahr 2000. Der Chef des Debis Systemhauses, Karl-Heinz Achinger, bezifferte die vor allem in den Jahren 1998/99 durch die notwendigen Software-Umstellungen zu erwartenden zusätzlichen Einnahmen auf 300 bis 500 Millionen Mark. Die Gewinnmarge könne dabei sechs bis acht Prozent betragen.