De-facto-Standards kommen ohne Verbraucher zustande:Industrie setzt ihre Normen selbst

04.04.1986

SAN JOSE (CWN) - Hersteller kooperieren zunehmend zur Schaffung neuer Standards. Drei solche Bestrebungen sind gegenwärtig in den USA auszumachen.

Der erste dieser neuen De-facto-Standards ist die Expanded Memory Specification (EMS), ein Schema zur Adressierung von Arbeitsspeicher über die 640 KB hinaus, die bei den PC-Betriebssystemen MS-DOS und dessen Derivaten ein Limit setzen. EMS, im April 1985 angekündigt, war das Resultat einer Zusammenarbeit zwischen Lotus Development Corp., Intel und Microsoft Corp. Seitdem haben ein rundes Dutzend Hersteller von Add-on-Boards und Softwarehäusern die Spezifikation übernommen, erklärte Rich Bader, Comanager bei der PC-Abteilung von Intel.

Intel war auch bei der Entwicklung eines anderen industrieinspirierten Standards beteiligt, der Direct Interface Graphics Specification (DGIS). Dieser Standard wird nach Angaben aus der selben Quelle von wichtigen Halbleiterfabrikanten und Herstellern von Grafikkarten unterstützt und soll in diesen Tagen der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Neue Techniken, wie zum Beispiel das Compact Disk Read Only Memory (CD-ROM), müssen in einem gewissen Umfang genormt sein, bevor viele Anwender sie annehmen, erklärt ein Analyst. Übereinkünfte unter den beteiligten Firmen seien notwendig, um Situationen zu vermeiden, in denen der erste Anbieter im Markt eine Technik installiert, die dann von den anderen zurückgewiesen wird. Dies führe lediglich zu Verunsicherung unter den Verbrauchern, führte der Marktbeobachter aus. In diesem Zusammenhang sagte ein Repräsentant der High Sierra Group, normalerweise erfordere der Prozeß einer Norm-Einführung mehrere Jahre. Da aber der Druck aus der Industrie nach einem Dateiformat für CD-ROMs so groß sei, werde man einen solchen Standard innerhalb von sechs Monaten erarbeiten. Bei der High Sierra Group handelt es sich um einen losen "Ad-Hoc"-Zusammenschluß von Anbietern von CD-ROM-Produkten.