Mathematiker fungieren oft als Aushilfsinformatiker:

Datenverarbeitung bietet die besten Chancen

12.08.1983

FRANKFURT (nw) - Nach wie vor sucht die bundesdeutsche Industrie auf dem Arbeitsmarkt nach Informatikern und dies, obwohl ihre Zahl in den vergangenen Jahren stetig angestiegen ist. Als Lückenbüßer fungieren hier nun oft die reinen Mathematiker, die als Aushilfsinformatiker eingestellt werden. Da in den klassischen Bereichen der Versicherungswirtschaft und Statistik die Arbeitsplätze gezählt sind, werden für Mathematiker künftig Kenntnisse und Fähigkeiten im DV-Bereich an Bedeutung noch weiter zunehmen.

Insgesamt bietet also, so stellt der Berufsreport der Zentralstelle für Arbeitsvemittlung (ZAV) in Frankfurt fest, für Mathematiker die Datenverarbeitung die besten Chancen. Allerdings werden diese für den Einsatz in der DV oft nur substituierend gesucht: Steht kein besser ausgebildeter Informatiker zur Verfügung, wird ein Mathematiker eingesetzt.

Ohne intime Kenntnisse der Datenverarbeitung kommen, davon sind die Frankfurter Berufsforscher überzeugt, heute kaum noch Mathematiker aus. Wo immer Stellen ausgeschrieben werden, haben sie fast immer mit Softwareentwicklung zu tun und setzen entsprechende Kenntnisse in Programmierung, Organisation und Systemanalyse voraus. Auch für Vertriebsaufgaben im Softwarebereich werden Mathematiker gesucht.

Das bisher eindeutig dominierende Aufgabengebiet, die EDV, wird auch künftig für die Beschäftigung von Mathematikern ein wichtiger Bereich bleiben. Die ZAV:" Mathematiker haben meist nur dann gute Chancen, wenn die an sich dafür besser ausgebildeten Informatiker nicht zu haben sind. Reine Theoretiker, die sich auschließlich mit Grundlagenfächer beschäftigt haben, werden zumindest außerhalb des Hochschulbereichs wenig Chancen am Markt haben."

Das größte Marktsegment bildet der Anwendungssoftware-Bereich. Hier werden DV-gestützte Informationssysteme für betriebliche Abläufe wie Lagerverwaltung oder Buchhaltung entwickelt. Wenn es um DV-organisatorische Vorarbeit geht, werden zusätzlich noch Kenntnisse auf den Gebieten der Organisation und Systemanalyse erforderlich. Die softwaremäßige Umsetzung der organisatorischen Vorgaben dagegen geschieht durch den Anwendungssoftware-Programmierer. Eine Zwischenfunktion nimmt der Organisationsprogrammierer wahr.

Von den Branchen her gesehen, ist ein Einsatz beim Anwender (Banken Industrie, Handel), bei Unternehmensberatungen/Softwarehäusern sowie beim Hardware-Hersteller grundsätzlich möglich. Bei der derzeitigen Marktlage im DV-Sektor haben dem ZAV zufolge Mathematiker nur dann Chancen, wenn sie bei kommerzieller Anwendung über gute betriebswirtschaftliche oder bei den selteneren technischen Anwendungen über technisches Wissen verfügen sowie Branchenerfahrung mitbringen. Außerdem sollte der Bewerber mindestens eine anwendungsorientierte Programmiersprache gut beherrschen.