Gehaltsgrenze bei 3000 Mark. Aber:

Datenverarbeiter wollten mehr Geld

14.02.1975

MÜNCHEN - "Die Situation ist schwieriger als während der Rezession im Jahre 1967", erklärt German Plöckl (54), Leiter der Landesstelle für Arbeitsvermittlung (Bereich Südbayern) in der Münchner Lindwurmstraße.

Die bayerische Wirtschaft reagiere grundsätzlich sehr kritisch auf wirtschaftliche Schwankungen. Plöckl: "Die Zurückhaltung auf dem Personal-Sektor ist klar erkennbar, offensichtlich wollen die Unternehmen erst die kommende Entwicklung abwarten."

So gesehen, seien die Bemühungen der Landesstelle, qualifizierte, veränderungswillige Bewerber in Fachbeziehungsweise in Führungspositionen des mittleren und auch des gehobenen Managements zu vermitteln, zur Zeit ziemlich beschwerlich.

Wenig Neueinstellungen

Auf den EDV-Bereich bezogen bedeute das: Vor allem in Anwenderfirmen versuche man, bis auf weiteres mit dem gegenwärtigen Mitarbeiterstamm auszukommen. Nach Plöckls Erfahrungen würden häufig vakante DV-Positionen vorläufig nicht besetzt. Besonders kleinere Anwenderbetriebe leisteten sich noch keinen EDV-Leiter. Die mehr organisatorischen und koordinierenden Aufgaben eines EDV-Bosses könnten beispielsweise von einem hochqualifizierten DV-Organisator mit übernommen werden.

"Uns liegen die Zahlen für das zweite Halbjahr 1974 vor. In diese Periode sind wir mit einem Bestand von 15 Angeboten für DV-Fachkräfte gegangen", berichtet Plöckl. Ab Juli bis einschließlich Dezember letzten Jahres sei dann der überwiegende Teil der 14 zusätzlichen Angebot aus Software-Häusern beziehungsweise aus EDV-Service-Unternehmen gekommen. "Dagegen gab es spürbar weniger Offerten seitens der Industrie- und Handels-Betriebe".

Demgegenüber hätten sich im zweiten Halbjahr 1974 26 EDV'ler (vor dem Juli 1974 waren es noch 45, davon 25 Vermittlungen) bei der südbayerischen Landesstelle als veränderungswillig zu erkennen gegeben. Nur: Von den zehn Systemanalytikern, elf DV-Organisatoren und fünf EDV-Leitern die eine andere Stellung suchten, konnten nur sieben Datenverarbeiter, Systemanalytiker und DV-Organisatoren, vermittelt werden.

Grenze bei 3000 Mark

Nach Plöckls Meinung gäbe es für diese niedrige Vermittlungsquote im wesentlichen zwei Gründe: "Die Bewerber waren im allgemeinen nicht gewillt, einen Ortwechsel vorzunehmen. Vor allem aber hatten die meisten höhere Gehaltsvorstellungen als die Arbeitgeber. Die bewilligten Dotierungen lagen bei 2700 bis 3000 Mark."

Allerdings müsse man die ablehnende Haltung der nicht vermittelten Bewerber im rechten Lichte sehen. "Es handelte sich ja nicht um stellungslose, sondern um veränderungswillige DV-Fachkräfte, die sich durch einen Wechsel verbessern wollten. Nach diesem negativen >Markttest< haben die sich halt gesagt, da bleib ich lieber bei meiner jetzigen Firma und warte für eine Veränderung auf bessere Zeiten."

Bedingung: EDV-Kenntnisse

Im übrigen läge der Schwerpunkt der Vermittlungstätigkeit nicht auf dem reinen EDV-Sektor, vielmehr stünden folgende Berufssparten im Vordergrund: Diplom-Ingenieure, hier insbesondere Wirtschafts-lngenieure, Diplom-Kaufleute, -Volkswirte, graduierte Betriebswirte, aber auch Physiker und Mathematiker. 1974 wurden über EDV insgesamt 4500 Bewerbungen und 4000 offene Stellen registriert. Die Zahl der Vermittlungen belief sich auf 1500.

Plöckl betont in diesem Zusammenhang: "Von den genannten Berufsgruppen werden in zunehmendem Maße angemessene EDV-Kenntnisse verlangt."