Arbeitgeberverband Gesamtmetall proklamiert Beschäftigungswende:

Datentechnik bietet die meisten neuen Jobs

09.08.1985

KÖLN (lo) - "Die Wende ist auch bei der Beschäftigung da." Diese Aussage des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall über den Arbeitsmarkt soll dessen jüngster Konjunkturbericht belegen: Von Juni 1984 bis April 1985 gab es demzufolge 100 000 Neueinstellungen, die Zahl der Kurzarbeiter sei von 600 000 auf 39 000 zurückgegangen. Dies entspricht einer Beschäftigungswirkung von 150 000 Arbeitsplätzen. Den größten Schub mit knapp acht Prozent gab es in der Datentechnik.

Allerdings verläuft die Beschäftigungsentwicklung entsprechend der jeweiligen konjunkturellen Lage der einzelnen Branchen wie auch regional unterschiedlich, relativieren die Fachleute des Kölner Arbeitgeberverbandes. Von den "drei Großen" gegen die Elektrotechnik mit 4,5 Prozent sowie der Fahrzeugbau mit gut drei Prozentpunkten über dem Durchschnitt, der Maschinenbau mit einem 1,2-Wert darunter. In den Bundesländern Hessen, Berlin und Bremen erreichen die Zuwachsraten im Konjunkturbericht vier Prozent und darüber. Baden-Württemberg kommt auf 3,4 Punkte. Für Nordrhein-Westfalen blieb die Zunahme der Metallbeschäftigten auf 1,4 Prozent begrenzt.

Die Produktion, so der Arbeitgeberbericht, ist bei einem verhaltenen Jahresbeginn weiter nach oben gerichtet. Ihr Stand zeige im April/Mai fast zehn Prozentpunkte mehr als der Vorjahreswert. So lagen die Auftragseingänge um 13 Prozent über den Werten von 1984. Die Kapazitätsauslastung verbesserte sich im März dieses Jahres auf 83,9 Prozent im Vergleich zu 80,2 Punkten in 1984 und erreichte damit wieder den Wert von 1980. Diese Zunahmen lassen die Kölner Verbandsexperten das Wachstumstempo innerhalb der Metallindustrie als "zügig" beschreiben. Die Datentechnik liege dabei - eindeutiger Spitzenreiter - mit bis zu 20 Prozent Plus auf der Prozentskala vorn.

Höheren Lohn- und Gehaltskosten für den Zeitraum Januar bis April dieses Jahres stehen um 3,5 Prozent niedrigere Lohnstückkosten gegenüber. Dies sei die Folge einer gestiegenen Produktivität mit einer Jahresrate von rund sechs Prozent. Die Arbeitgeber kommentieren diesen Anstieg als "bemerkenswert". Ihrer Meinung nach kommen hier neben; der konjunkturell verbesserten Kapazitätsauslastung auch zielgerichtete Rationalisierungsmaßnahmen im Zusammenhang mit der Arbeitszeitverkürzung vom April dieses Jahres zum Tragen.

IG Metall: Kürzere Arbeitszeit macht's

Als "objektiv richtig" schätzt die IG Metall in Frankfurt am Main die neuen Beschäftigtenzahlen der Arbeitgeber ein. Falsch jedoch sei das Erklärungsmuster. Die Differenz von einem Prozent zwischen Produktivitätszuwachs und fünfprozentigem Produktionszuwachs - "eine Zahl, bei der alle Wachstumsstrategen jubilieren" - hätte indes wachsende Arbeitslosigkeit bedeutet: In der Metallindustrie wäre trotz gestiegener Produktion weiter entlassen worden, wenn nicht die Arbeitszeitverkürzung gegriffen hätte.

Außerdem, merkt die IG Metall an verkrafteten die Arbeitgeber diese Verkürzung - entgegen Befürchtungen über gestiegene Kosten von 2,4 Prozent pro Stunde aus dem vergangenen Jahr - durch die Rationalisierung offensichtlich recht kostengünstig.