Weltweiter Zugriff auf TI-Computerzentren in Texas:

Datennetz als einziges Organisationsmittel

01.10.1982

In den sechziger Jahren wurde bei Texas Instruments mit dem Aufbau eines Werke verbindenden Netzes begonnen. Nach schrittweiser Realisation - Freising wurde schon 1970 angeschlossen - blickt TI heute mit der Erfahrung aus mehr als zehnjähriger Anwendung auf das Netzwerkkonzept. Andreas Radermacher, Product Marketing Engineer Data Communications bei Texas Instruments, beschreibt das weltweite System.

Im Hardware-Bereich existieren vier Ebenen, um für alle Anforderungen eine passende Lösung anbieten zu können. Diese Hardware-Komponenten werden ihrer Funktion entsprechend als "Netzwerkknoten" bezeichnet.

Als Top-Level, Ebene "l", fungieren Großrechner vom Typ "IBM 3033", die für die anfallende Batch-Verarbeitung, für weltweite Konsolidierungen und als Großarchiv eingesetzt sind. Um diesen Aufgaben gerecht zu werden, ist ein weltweiter Zugriff von allen Netzwerkterminals möglich. Diese Rechner sind in zwei Computerzentren installiert.

Rechner der Ebene "2" sind in sogenannten Führungszentren eingesetzt, welche der Forschung oder Verwaltung dienen, ebenso in größeren Produktionsstätten. Als Rechner werden hier vorwiegend die IBM-Typen 4031 eingesetzt.

Ausfallsicherheit als Nebeneffekt

Für kleinere Produktionsstätten, Verkaufsbüros oder Einzelabteilungen werden Rechner der Texas Instruments-Familie 990 eingesetzt.

Einzelplatzsysteme, die einzelne Maschinen steuern oder ein Lager verwalten, bilden die vierte Ebene, in der, wie in Ebene "3", Systeme der Familie Texas Instruments 990 zum Einsatz kommen.

Zur Zeit existieren Rechenzentren in Dallas/Tx. und Lewisville/Tx., ein drittes befindet sich in Planung. Da es sich bei den Rechenzentren um räumlich getrennte, funktionell aber zusammenhängende Einrichtungen handelt, werden sie als "Zentrales Informationszentrum" - "Central Information Center", "CIC", bezeichnet.

Die Aufgaben des CIC bestehen in

der Abwicklung

des RJE-Stapelverkehrs,

der Dialogverarbeitung,

der TSO-Anwendungen,

des Plotter-Service.

Daneben gilt es allgemein Daten aufzubereiten und zu verteilen. Angeschlossen ist ein Mikrofilm- und ein Druckzentrum.

Um diese Aufgaben erfüllen zu können, sind zur Zeit sechs Systeme Typ IBM-3033 im Einsatz, die jeweils über 16 MB Hauptspeicher verfügen. Aus Performance-Gründen sind drei Rechner mit AP-Prozessoren ausgerüstet. Nebeneffekt der AP-Rechner ist die gesteigerte Ausfallsicherheit des gesamten Systems. Dem CIC stehen zur Zeit insgesamt 17 Rechner des Typs 3033 zur Verfügung. Eine erste Anlage des IBM-Typs 3081 ist im Januar dieses Jahres in Betrieb genommen worden. Alle Rechner sind Channel-to-Channel gekoppelt und teilen sich somit die installierte Peripherie. Angeschlossen sind 80 Magnetbandstationen sowie 470 Diskdrives mit zusammen 600 Gigabyte Online-Plattenspeicherkapazität.

Rechner der Ebene II arbeiten gemäß ihrer Aufgabenstellung vorwiegend in Produktionsstätten oder Führungszentren. Zur Zeit sind an 23 Orten Rechner vom Typ IBM 4341 in Betrieb, beziehungsweise ihre Inbetriebnahme steht unmittelbar bevor.

Bei den Vorüberlegungen schied ein sternförmiges Netz wegen der angestrebten Dezentralisierung und der dazu erforderlichen Querverbindungen von vorneherein aus, so daß als Modell ein vermaschtes Netzwerk übrig blieb, an dessen Knoten im Laufe der Zeit mehr und mehr "Intelligenz" installiert werden sollte.

Um eine gleichmäßige Auslastung der einzelnen Verbindungsstrecken zu erreichen, entschied man sich bereits 1972 für eine sogenannte "Pakket Switching Technology", ein Paketvermittlungsverfahren also, wie es uns in Form von Datex-P heute allen bekannt ist.

Zur Zeit sind in dem Netz installiert:

128 DPS - Distributed Processing Systems, Rechner der 990-Familie. 88 DXS - Data Exchange Systems, Eigenentwicklungen, "Erstausstattung" . 26 IGS - Interactive Graphic System, CAD-Design-Werkzeug für Halbleiterentwicklung. 15 Meta-4-Anlagen, Systeme für Produktion und Test von Halbleitern 36 DT - Distributed Terminal Systems. Angeschlossen an die 293 Computersysteme sind zur Zeit 344 RJE-Stationen, 12296 Dialog-Terminals (Inquiry MSG). Dazu kommen 302 WP-Systeme, Textverarbeitungsanlagen.

Die Rechner sind untereinander meist mit Standleitungen verbunden, entsprechend den bei uns verfügbaren internationalen Mietleitungen. Unterschiedliche Leitungsgeschwindigkeiten spielten keine Rolle, da die Möglichkeit der Geschwindigkeitskonvertierung in paketvermittelten Netzen Standard ist.

Die höchste Leitungskapazität besitzen die sechs Satellitenkanäle, die mit je 50 Kilobaud betrieben werden und zwischen den Kontinenten, hauptsächlich zwischen Amerika und Europa installiert sind. Als "Back-up" stehen hierfür Drahtverbindungen zur Verfügung, die in verschiedenen Unterwasserkabeln geschaltet sind.

In Amerika verlaufen die meisten Leitungen sternförmig Richtung Texas, um hier in einem der Rechenzentren Lewisville oder Dallas zu enden.

Zugriff von mobilen Terminals

In Europa befinden sich in Bedford/England Rechenzentren, die den Datentransfer nach den USA vornehmen. Freising dagegen ist über Bedford und Nizza an das Netz angeschlossen. Im Gegensatz zu den europäischen Nachbarn benutzt Texas Instruments in Deutschland die verschiedenen Dienste der Bundespost.

Die Hauptanwendungen in diesem Netz sind:

- Kundendienstinformationssystem TI-Care,

- Produktionssteuerung,

- Werks-Bestell-/Steuerungssystem,

- Design von Leiterplatten,

- Druckaufbereitung von IC-Schaltungen,

- Einkaufssystem,

- Lagerhaltungssystem,

- Produktionsplanung,

- Nachrichtensystem,

- Informationssystem,

- Hauszeitung.

Das interne Message-System ermöglicht den Zugriff zu allen an das Netzwerk angeschlossenen Terminals. Es erlaubt das Versenden, Verteilen und Speichern von Texten weltweit.

Das Message-System sieht das gleichzeitige Senden einer Nachricht an mehrere Orte vor. Der Zugriff zu Nachrichten ist nur dem Absender und dem Empfänger möglich. Der Zugriff ist von mobilen Terminals möglich, in Deutschland beispielsweise über Datex-P, wobei der Zugang zum Datex-P-Netz aus dem Fernsprechnetz erfolgt.

Es existieren Schnittstellen zum Telexnetz sowie zur Textverarbeitung. Ein Online-Teilnehmer-Verzeichnis wird geführt und gibt Auskunft über alle Mitarbeiter von Texas Instruments, welcher Abteilung sie angehören, beziehungsweise wie sie zu erreichen sind.

Die Hauptvorteile dieser Anwendung liegen in der hohen Geschwindigkeit, in der die Nachrichten ihre Adressaten erreichen, in der Tatsache, daß es sich um gedruckte Informationen handelt sowie in der Kostenersparnis gegenüber den öffentlichen Postdiensten.

Das Message-System ist mit Hilfe von IMS realisiert. Jede im System befindliche Nachricht wird mit einer einmaligen Nummer versehen, die fortlaufend von 0 bis 99999 vergeben wird. Je nach Auslastung bleibt eine Nachricht dann im Schnitt eine Woche im System vorhanden, bis sie durch erneutes Vergeben ihrer Nummer gelöscht wird. Zusätzlich erfolgt eine Numerierung jeder Nachricht terminalbezogen.

An Sicherheitsmechanismen ist der Zugriffschutz zu nennen, der einen Zugriff oder gar das Ändern einer Nachricht durch Dritte verhindert.

Keine anderen Verbindungen

Eine weitere Anwendung, die eng mit dem Message-System verknüpft ist, ist das TIOLR, das "Texas Instruments Online Storage and Reporting"-System. Hier können freie Texte abgelegt werden, wobei eine Struktur nach "Report. Generation. Chapter. Section. Page" vorgegeben ist. Einzelne Seiten dieser Dateien können mit dem Message-System verknüpft und zu Nachrichten verbunden werden. Es muß an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, daß dieses Netzwerk und die in ihm realisierten Anwendungen das einzige Organisationsmittel dieser Art bei Texas Instruments ist. Es existieren keine anderen Daten-Verbindungen zwischen einzelnen Texas Instruments-Niederlassungen.