ICL ist erster OEM-Kunde

Data General vergibt Lizenzrechte für seine Numa-Technologie

28.06.1996

MÜNCHEN (CW) - Die Data General Corp. (DG) und die International Computers Ltd. (ICL) haben bekanntgegeben, daß ICL Rechte an der von DG entwickelten Numa-Technologie erworben hat beziehungsweise DG-Server als OEM-Produkt vertreiben wird.

Data General macht sich für seine neuen Server zum einen die Prozessorplatinenentwicklung von Intel zu eigen. Der Halbleiterhersteller hat ein Design entwickelt, das auf einem CPU- Board zwei Pentium-Pro-Chips, Intels eigenen Orion-Chipsatz für I/O-Aufgaben sowie Cache-Speicher enthält. Je zwei dieser Karten können in ebenfalls von Intel entworfene sogenannte Standard-High- Volume-(SHV-)Systemplatinen gesteckt werden und ergeben so ein komplettes SMP-System.

Zum anderen nutzt DG für seine Numa-Implementation (Numa = Non unified memory access) eine Verbindungstechnologie von der Dolphin Interconnect Solutions Inc., die zu ANSI/IEEE konforme Scalable- Coherent-Interface-(SCI-)Technologie. Mit dieser ist es möglich, die Speicher verschiedener geclusterter symmetrischer Multiprozessor-(SMP-) Rechner - eben SHV-Knoten - zu einem einzigen Datenraum zu verbinden.

Experten wie die Analysten der Meta Group rechnen fest damit, daß SMP-Maschinen auf Basis der Intel- und Numa-Technologien die Zukunft gehören werden, weil Anwendungen im Gegensatz etwa zu massiv-parallelen (MPP-) Rechnern nicht auf die Architektur der - gegebenenfalls auch geclusterten - SMP-Server angepaßt und umgeschrieben werden müssen.

Interessant dürfte in diesem Zusammenhang sein, welche Auswirkungen der jetzt abgeschlossene OEM-Vertrag auf ICLs MPP- System "Goldrush" haben wird. Die unter dem SVR4-konformen Unix- Derivat "Goldrush/NX" laufenden Rechner lassen sich auf bis zu 64 Prozessoren aufrüsten. ICL nutzt Suns Sparc-RISC-CPUs.

In einer Studie über SMP/MPP-Server hatte die Bloor Research Group (Vgl. COMPUTERWOCHE Nr. 5 vom 2. Februar 1996, Seite 38ff: "Bloor Research...") unter anderem moniert, ICL verwende bei seinen Goldrush-MPP-Systemen wenig leistungsstarke Kommunikationsverbindungen. Noch gravierender ist die Kritik der Bloor-Analysten, bei den Goldrush-Systemen sei es nicht möglich, während des Betriebes von einem havarierten Datenweg zwischen den Knoten auf einen anderen umzuschalten. Gleiches, mäkelten die britischen Analysten weiter, würde auch für defekte Knoten gelten.

Gerade bezüglich dieses Fehlertoleranzverhaltens dürften die geclusterten SMP-Maschinen, wie DG sie anbietet, Vorteile haben. Bis Redaktionsschluß konnten keine Auskünfte von ICL eingeholt werden.