Crowdsourcing

Das Vier-Freunde-Startup

21.08.2013
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.
Frau, unter 30, IT-Gründerin: Mit diesen Attributen ist Catharina van Delden eine Exotin im Bitkom-Präsidium. Wir sprachen mit ihr über ihre neue Rolle, das Gründen in Deutschland und den USA.

CW: Im Bitkom-Präsidium sitzen Sie mit den Schwergewichten der IT-Branche an einem Tisch. Wie sehen Sie Ihre Rolle?

Gruppenbild mit Dame: Katharina van Delden ist neben IBM-Chefin Martina Koederitz (hier nicht im Bild) die zweite Frau im Bitkom-Präsidium.
Gruppenbild mit Dame: Katharina van Delden ist neben IBM-Chefin Martina Koederitz (hier nicht im Bild) die zweite Frau im Bitkom-Präsidium.
Foto: Bitkom

Catharina van Delden: Mein Fokus liegt auf Crowdsourcing, neuen Medien und Startups. Der Bitkom bietet Gründern ein Netzwerk, das für junge Unternehmen ein wichtiger Erfolgsfaktor sein kann. Die Arbeitskreise und Coaching-Angebote sind für Startups von großem Wert. Auch wir als Unternehmen nutzen diese Angebote.

CW: Was macht Ihre Firma Innosabi?

van Delden: Wir bieten Software und Plattformen für Crowdsourcing sowie Open Innovation an. Die Geschäftsidee entstand vor fünf Jahren, 2010 haben wir zu viert die Innosabi GmbH gegründet.

CW: Mark Zuckerberg hätte Ihnen abgeraten, mit Freunden eine Firma zu gründen. Funktioniert Ihr Modell noch?

van Delden: Ja, wir sind immer noch befreundet, arbeiten im Unternehmen und beschäftigen zehn Mitarbeiter. Ich habe es nicht bereut, mit Freunden zu gründen. Im Gegenteil, ich bin sehr dankbar über das hohe Maß an Vertrauen. Wir haben alle an der TU München studiert, allerdings unterschiedliche Fächer. Ich habe BWL mit Schwerpunkt Lebensmitteltechnik studiert, ein Kollege Maschinenbau und ein anderer Elektrotechnik.

CW: Hat sich Ihr Geschäftsmodell seit der Gründung verändert?

van Delden: Anfangs waren wir stärker damit beschäftigt, Firmen zu erklären, wie sie Software und Plattformen für Crowdsourcing einsetzen können. Inzwischen müssen wir weniger Aufklärungsarbeit leisten und haben uns vom Dienstleister zum Software- und Plattformanbieter weiterentwickelt. Heute konzentrieren wir uns stärker auf das Software-as-a-Service-Lizenzgeschäft.

CW: Berlin oder München gilt in der Startup-Szene als ideologische Frage. Wieso haben Sie sich für München entschieden?

van Delden: Wir bewegen uns im Enterprise-Software-Umfeld und haben in München ein gutes Geschäftsklima, denn viele unserer Kunden sind hier in der Nähe angesiedelt. Außerdem haben die Gründer persönliche Beziehungen in München und wollten gerne hier bleiben. Zwar sind die Mieten und Gehälter hier höher, doch für uns ist es der richtige Standort.

CW: Wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie und finden Sie hier genügend Entwickler?

van Delden: Mittlerweile umfasst unser Team mit den vier Gründern zehn Mitarbeiter und wir wollen weiter wachsen. Wir haben ähnliche Herausforderungen, neue Entwickler-Kollegen zu finden wie andere IT-Unternehmen auch.

CW: Sie waren mit Wirtschaftsminister Philipp Rösler im Silicon Valley. Was haben Sie auf dieser Reise gelernt?

Catharina van Delden ist Mitbegründerin des Startups Innosabi und Mitglied des Bitkom-Präsidiums.
Catharina van Delden ist Mitbegründerin des Startups Innosabi und Mitglied des Bitkom-Präsidiums.
Foto: Privat

van Delden: In den USA herrscht eine andere Mentalität gegenüber Gründern. Risiken einzugehen und auch mal zu scheitern ist dort keine Katastrophe, sondern gesellschaftlich akzeptiert. Wir sind zwar nicht durch Venture Capital finanziert, doch wir hätten in Deutschland wahrscheinlich Probleme gehabt, als Startup Geld zu bekommen. Heute arbeiten wir längst profitabel und können unser Wachstum selbst finanzieren. Manche Startups bräuchten vermutlich eine längere Vorfinanzierung, doch hierzulande pochen Investoren sehr früh darauf, dass ein Unternehmen Umsatz generieren und eine schwarze Null schreiben muss. In den USA finanzieren Investoren Startups in viel größerem Stil vor.

CW: Gab es auf dieser Reise auch ein Aha-Erlebnis?

van Delden: Im Gespräch mit einem Facebook-Mitarbeiter der ersten Stunde wurde mir klar, dass wir in Deutschland einen klaren Vorteil haben, weil unsere Gesellschaft und Industrie sehr technikbegeistert sind und deshalb ein Ansatz wie Industrie 4.0 hier gelingen kann. Wir haben die besten Voraussetzungen dafür, solch ein Projekt umzusetzen. Mit dem Blick von außen konnte ich das deutlicher erkennen.

CW: Welche Pläne haben Sie für Innosabi?

van Delden: Das Prinzip der offenen und Community-getriebenen Innovation ist für einige Produktentwicklungen inzwischen ein etabliertes Vorgehen. Im Herbst kommen wir mit einem neuen Produkt auf den Markt, das eine ähnliche Herangehensweise auf firmeninterne Innovationsprozesse überträgt. Momentan ist Deutschland ein guter Markt für uns, doch mittelfristig möchten wir auch die Internationalisierung vorantreiben.

CW: Wie sind Sie denn auf den Namen "Innosabi" gekommen?

van Delden: Durch einen Crowdsourcing-Ansatz. Wir haben uns gefragt, welche Assoziationen mit "frisch, neu, innovativ" einhergehen und haben dann schnell "Wasabi" gefunden. Als dann eine internationale Crowdsourcing-Community bestätigt hat, dass "innosabi" in ihrer jeweiligen Sprache weder etwas Negatives bedeutet noch damit assoziiert wird, war unser Firmenname gefunden.

Attraktive Arbeitgeber: Startups brauchen Konzerne nicht zu fürchten

Über interessante Themen, die Leidenschaft für eine Aufgabe und ein attraktives Umfeld haben auch junge Unternehmen im Wettbewerb mit den Großen, Chancen, gute Mitarbeiter anzuheuern. Davon ist Catharina van Delden, Geschäftsführerin des Startups Innosabi, im CW-TV-Interview mit Hans Königes überzeugt.