Das jüngste Gerücht CII soll also bereits den Beschluß gefaßt haben, - und zwar am Donnerstag, dem 13. Februar - aus der Unidata auszutreten, - so jedenfalls die Aussage eines Anrufers (ein Großanwender übrigens), der fragte, ob wir bei der Computerwoche

28.02.1975

Das jüngste Gerücht

CII soll also bereits den Beschluß gefaßt haben, - und zwar am Donnerstag, dem 13. Februar - aus der Unidata auszutreten, - so jedenfalls die Aussage eines Anrufers (ein Großanwender übrigens), der fragte, ob wir bei der Computerwoche denn dergleichen auch schon gehört hätten. Wir hatten nicht.

Nur, die Quelle des Anrufenden erschien durchaus seriös, sehr seriös sogar. Welches Interesse solite der Informant haben, diesem Informanten einen Bären aufzubindnen. Also schien sich das Nachfassen zu lohnen. Vor dem Auge taten sich tolle Schlagzeilen auf.

Unidata ohne CII?

Mehrere Telefongespräche mit veritablen Geschäftsführern und dergleichen. Die Gerüchte verdichteten sich zur Nebelwolke:

Version l: Bereits Anfang des Jahres sei beschlossen worden, daß die Compagnie Honeywell Bull mit der CII zusammengehe. Indes, die französische Regierung habe ein Veto eingelegt - das kann sie sehr einfach, indem sie mit einem Entzug staatlicher Frderung droht. Denn Giscard d'Estaing fürchte, daß bei einem Zusammenlegen der französischen Fabriken beider Gruppen Arbeiter entlassen werden müßten. Kann ja jeder behaupten!

Version II: Honeywell Information Systems wolle sich gar nicht vom Bull-Bereich der Compagnie Honeywell Bull trennen, vielmehr solle CII in die weltweite Honeywell-Gesellschaft eingehen, weil die CII-Hauptaktionäre die Nase voll hätten. Wenn General de Gaulle das noch erlebt hätte!

Version III: CII kauft von Honeywell die französischen Bull-Aktivitäten, da Honeywell-USA ohnehin mit den Europa-Ergebnissen nicht zufrieden sei. Großes Dementi beim Betroffenen!

Version IV: Honeywell wolle sich nicht der Unidata anschließen, weil die Firma dann nicht mehr gegen Siemens konkurrieren dürfe und somit Marktchancen verliere. Siemens betont, sich noch immer gegen Honeywell behauptet zu haben!

Version V: Sperry Rand Konzern-Chef J. Paul Lyet habe kürzlich der Unidata angeraten, sich einen amerikanischen Partner zu suchen. Der Telefonpartner hatte die Computerwoche gelesen - Ausgabe 8, Seite 2. Seine Folgerungen: Univac liebäugle mit dem Unidata-Rest. Dabei gehören zu einem Geschäft doch immer zwei!

Version Vl: Siemens und CII seien zerstritten - als ob das neu wäre -, weil nach der Unidata-Vereinbarung und dem Zusammenlegen der Vertriebsmannschaften CII in der Bundesrepublik überhaupt keine Geschäfte mehr mache, Siemens in Frankreich aber flott verkaufe. Das hatte man schon vorher gewußt!

Das Karussell rotiert

Dies alles in wenigen Telefongesprächen. Kurz danach klingelte es wieder, am Apparat ein Kollege: Ob wir denn auch schon gehört hätten ... Das Gerüchte-Karussell war am Rotieren.

In der Redaktion rüstete CW-Troubleshooter Peter Schrödel zur Reise nach Paris. Interview mit CHB-Finanzchef J. Bonnet. Bis Redaktionsschluß hat man nichts mehr von ihm gehört. Eigentlich schade um den Mann.

Sodann ein Kabel an die Computerworld in Newton/ Mass. Zurück kam die Bitte, wenn wir was wüßten, dann bitte sofort ...

Niemand weiß gar nichts und die Betroffenen dementieren. Das reicht noch nicht mal für ein kleines Artikelchen, - aber diese Kolumne muß ja auch geschrieben werden.

Fest steht nur, daß am 26. März die Gesellschafter-Versammlung der Compagnie Honeywell Bull tagt, viele Leute vermuten, daß es mit den Gerüchten dann erst wieder richtig losgeht.

Vielleicht hatte der Anrufer, der alles wieder in Gang brachte, doch einen besonderen Draht. Auszuschließen Ist das nicht.