KOLUMNE

Das Denken der Debis ueberlassen?

30.04.1993

Das Debis Systemhaus hat die Gewinnzone noch nicht erreicht (Seite X). Sollte der Wirbel um Outsourcing groesser sein als die Wirkung? Die Antwort lautet: Ja! Doch auf dem Argumentationsweg liegen einige Stolpersteine. Das faengt bei der Definition an. Dabei waere es so einfach. Gemeint ist immer DV ausser Haus - ganz oder teilweise. Die Idee ist ja nicht neu: Bevor es ueberhaupt einen Computermarkt gab, wurde DV im Service-RZ von Herstellern und freien Dienstleistungsanbietern praktiziert. Damit koennen wir einen Punkt von der Outsourcing-Verwirrliste streichen: Anbieter wie Debis oder EDS sind nicht scharf darauf, Firmen, die noch keinen Computer haben, als Kunden zu gewinnen. Es sind Grossunternehmen mit DV-Vergangenheit, auf die es Debis, EDS & Co. abgesehen haben.

Hier stossen wir, was gefinkelte Argumente pro Outsourcing betrifft, auf den dicksten Brocken: Die Anwenderunternehmen haetten doch wahrhaftig Wichtigeres zu tun, als Datenverarbeitung zu betreiben - mit dieser Marketing-Masche muerben uns die Outsourcing-Anbieter. Aus dem Munde eines Referenzkunden hoert sich das etwa so an: "Mein Geschaeft ist die Popel-Produktion, nicht das Nasebohren." Nichts gegen diese Betaetigung, die womoeglich Ausdruck innerer Ruhe und Zufriedenheit ist. Nur: Wuerden Sie damit einen fremden Finger beauftragen?

Wem das zu unappetitlich ist: Es geht um die Bedeutung, die Unternehmer der DV beimessen und welches Budget sie dafuer bereitstellen. Ob zwei Prozent vom Umsatz zuviel oder Peanuts sind, haengt von der Anwendung ab. Die Datenverarbeitung an externe Dienstleister zu vergeben bietet sich dann an, wenn es gilt, das Wesentliche, was den Wettbewerbsfaktor Information betrifft, vom Unwesentlichen zu trennen. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass die Outsourcing-Frage (Make or buy?) den Finger in die Wunde legt: Wo die DV auf das Wesentliche beschraenkt und als strategische Waffe eingesetzt wird, bleibt Outsourcing-Anbietern die Tuer verschlossen - andernfalls stimmt etwas nicht.

Tatsaechlich haben viele Unternehmen Probleme mit ihrer DV. Das Outsourcing-Phaenomen wird fassbar. Doch beurteilen wir die Sache einmal nach den Wettbewerbsvorteilen, die der Mainframe-Einsatz gebracht hat. War was? Ist was? Natuerlich war nichts. Und deshalb ist nichts geblieben - ausser einer betraechtlichen Verwirrung und der Frage, wer wohl wen hereingelegt oder einfach nur im entscheidenden Moment nicht aufgepasst hat. Von dieser Verwirrung profitieren voruebergehend die Outsourcing-Anbieter. Fazit: In einer DV-Welt, in der Standards gelten und Rightsizing das Normale ist (Overselling is over), erledigt sich das Outsourcing-Thema irgendwann von selbst.