Satire/

CW-Wert

12.07.1996

Sage noch einer, es gebe im World Wide Web keine sinnvollen Informationen: Die erste virtuelle Zahnarztpraxis Deutschlands lädt unter www.vorbeck.com/ ihre Patienten ins Internet-Wartezimmer (Sie kennen sicher schon die wahre Bedeutung der Abkürzung WWW - World Wide Wait,) wo sie sich auf einen umfassenden Service freuen können. Damit Sie sich wohlfühlen in der Vorhölle, wurde bei der Ausstattung an nichts gespart: "Dental Paintings" eines lokalen Künstlers verschönern das Ambiente. Auch für Lesestoff ist mit Broschüren über Zahnputztechniken, Parodontitis, Amalgam-Probleme und andere interessante Themen aus dem Fundus der modernen Folterknechte gesorgt. Wenn Sie an der Reihe sind, können Sie dem E-Mail-Eisenbart ihre Probleme schildern, worauf er dann schnellstmöglich zu antworten versucht. Leider werden Schmerzpatienten hier nicht bevorzugt behandelt. Zufällig befindet sich in der Praxis auch ein Shop, in dem man vom Doktor empfohlene Zahnbürsten und andere Accessoires bestellen kann - schön, wenn einem das bisher langwierige Surfen im Vorfeld der Mundhygiene nun erspart bleibt. Gerüchtehalber plant der Trierer Medicus bald auch Röntgenaufnahmen übers Internet. Dazu ist allerdings Voraussetzung, daß der Patient an einem nicht strahlungsarmen Bildschirm arbeitet - sonst dauert es zu lange. Ohnehin ist fraglich, ob der Zahnarzt seinen Service als ständige Einrichtung aufrechterhalten kann. Schließlich haben die meisten Menschen bereits eine Zahnbürste.