Satire

CW-Wert

30.10.1998

Die dicke Luft, die Schauspieler Manfred Krug derzeit in einem Werbespot der Deutschen Telekom mit seiner Zigarre in die Wohnzimmer bläst, ist symptomatisch. Über dem deutschen TK-Markt liegt schwerer Pulverdampf nach einem Scharmützel zwischen der Telekom und Mogelcom - äh, Verzeihung, Mobilcom.

Was war geschehen? Der umtriebige Anbieter aus Schleswig hatte sich in Zeitungsanzeigen und TV-Spots, der Telekom-Werbung in Sprache und der Farbe Magenta (Anilinrot) täuschend ähnlich, eine Tarnkappe übergestülpt. Das Ziel: Lesern und Zuschauern sollte die Mobilcom-Kennzahl 0 10 xy (wir machen hier keine Werbung) als Telekom-Nummer untergejubelt werden.

Arglistige Täuschung oder cooler Marketing-Trick? Beides wohl! Im puristischen deutschen Werbemarkt jedenfalls ein Novum. Mobilcom-Chef Gerhard Schmid hat mit dieser Aktion die Grenzen bisher gültiger Werbeethik eindeutig überschritten. Ob der beabsichtigte Publicity-Effekt dieses Mittel rechtfertigt, sei dahingestellt.

Die Telekom sieht nach dem Mobilcom-Affront jedenfalls nicht anilinrot, sondern dunkelrot. Sie kontert mit einstweiligen Verfügungen, Gegenanzeigen und ihrem Sympathieträger - Manfred Krug. Der schlüpfte vergangene Woche im Auftrag der Telekom kurzfristig aus der Rolle des Tatort-Kommissars in die des zigarreschmauchenden Fürsprechers für lauteren Wettbewerb. Achtung, Telekom: Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.