CW-Wert

17.07.1998

Für viele Insider, so eine US-Studie, ist Computertechnik alles andere als die _:berufliche Erfüllung. Danach entschieden sich 40 Prozent der Informatiker, könnten sie ihr Leben neu beginnen, heute für ein geisteswissenschaftliches Studium. Hätten sie doch statt am Radio rumzubasteln als Jugendliche in den Büchern ihrer Eltern geblättert. In liberal denkenden Familien hätte sich die Lektüre von Adorno und Co. empfohlen. Deren Frankfurter Schule prangerte den Mißbrauch von Verstand und Technik als Mittel zu meist egoistischen Zwecken an. Und feierte im konservativen Lager nicht Martin Heidegger sein philosophisches Comeback im Nachkriegsdeutschland als ökologisch gesinnter Technik-Kritiker? Empfahl der eher rechte Erkenntnistheoretiker die Hinwendung zur Natur, so forderten die linken Soziologen, die gesellschaftlichen Bedürfnisse der Menschen in den Mittelpunkt des Lebens zu stellen.

Solche Vorschläge sind inzwischen nahezu vergessen. Sie wurden als technikfeindlich vom Markt der Ideen gefegt. Geisteswissenschaftler, die etwas auf sich halten, trauen heute mehr den Erkenntnissen einer Neurosimulation am Computer als den in diesem Licht so zufällig wirkenden Gedankenblitzen im eigenen Gehirn. Kein Wunder also, daß aus dieser Akademikergruppe in der oben genannten Umfrage ähnlich viele mit ihrer einstigen Wahl unzufrieden sind. Rund 43 Prozent hätten im nachhinein lieber ein technisches Studium gewählt, 15 Prozent von ihnen Informatik.