Satire

CW-Wert

06.03.1998

Ha, das haben wir uns insgeheim schon immer gedacht, daß Think pink nicht der Weisheit letzter Schluß sein kann. Und nun haben wir den Beweis: Das Max-Planck-Institut in München fand heraus, daß "konstruktive Negativdenker" erfolgreicher sind als die rosaroten Traumtänzer, die uns jede Schwierigkeit als gewaltige Chance verkaufen wollen. Der Psychotherapeut Günter Scheich warnt vor dem Zweckoptimismus mancher (DV-)Vertriebsleiter, der in Wirklichkeit nicht erfolgsfördernd sei, sondern krank mache.

Das ist Wasser auf unseren Mühlen: Schon als Pennäler waren uns die Kameraden suspekt, die sich durch mündliche Prüfungen mit einem treuherzigen Augenaufschlag gemogelt haben, überzeugt, daß niemand ihrem Charme widerstehen könne. Da leuchtet uns das Marketing-Konzept des "Tscharlie" aus Filmregisseur Helmut Dietls "Münchner Gschichten" schon eher ein, der sein Reisebüro mit "Negativwerbung" zum Erfolg führen wollte.

In die gleiche Kerbe schlägt der Verkaufstrainer Alexander Christiani, der in seinen Seminaren einen Test benutzt, den auch russische Sportler verwenden. Danach motivieren sich siegreiche Athleten statt mit "Ich schaffe es" lieber mit "Eigentlich habe ich keine Chance". Diesem Slogan folgte wohl auch der junge Billy Gates, als er den Verantwortlichen der IBM die Lizenzgebühren für DOS abtrotzte und später die gemeinsame Entwicklung an OS/2 aufkündigte. Was daraus entstanden ist, sehen wir. Darum gilt ab sofort: Think black statt pink.