Satire

CW-Wert

16.04.1999

Internet via Satellit, über das TV-Kabel, aus der Steckdose - und jetzt macht die Ubiquität des Webs einen weiteren Sprung nach vorn: "Telefonieren über die Kanalisation". Mag ja sein, daß das billiger ist, als immer neue Gräben auszuheben, aber irgendwie hört sich diese Verbindungstechnik unappetitlich an. Nicht gerade verkaufsfördernd. Hätte der Anbieter seinen Slogan nicht offensiver gestalten können, um mehr positive Assoziationen auszulösen? Wer will seine Telefonate oder seine E-Mails schon der Kanalisation anvertrauen, in die normalerweise alles wandert, was nicht mehr gebraucht, nicht mehr gesehen, vor allem aber nicht mehr gerochen werden soll? Aber vielleicht steckt hinter der Wortwahl ja doch Absicht. Schließlich - spinnt man den Gedanken weiter - kommt nach dem Abwasserkanal die Kläranlage, die Unbrauchbares, Giftiges von Recycelbarem trennt. Wäre doch gar nicht übel, wenn unangenehme Telefongespräche vermieden und E-Mails einen Filter durchlaufen würden, der Unerwünschtes, Unwichtiges oder Schmutziges vom Wesentlichen trennt.

Allerdings sind vorher noch einige praktische Fragen zu klären. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, daß das Telefonkabel im Abwasserkanal von Ratten angenagt wird? Löst es sich auf, wenn jemand aggressive Chemikalien in den Abfluß kippt? Und wo bitte liegt der Telefonanschluß in der Wohnung? Kommt der notwendigerweise aus der Toilette, oder kann er auch unter der Spüle angebracht werden?