Satire

CW-Wert

05.02.1999

Zwei Treppen noch, dann links und rechts und den langen Gang entlang. Vater und Mutter kennen den Weg langsam auswendig. Sind sie doch regelmäßig zu Schuljahresschluß Gast im Lehrerzimmer, um für die Versetzung ihres kleinen Lieblings zu kämpfen. Der Sprößling, der zwar in Disziplinen wie Lamentieren, Tränendrüsendrücken oder Effekthascherei zu den Klassenbesten zählt, droht erneut das Klassenziel wegen seiner anhaltenden Lernschwäche in Sachen Mathematik zu verfehlen. Bereits die Grundrechenarten Addieren, Subtrahieren, Multiplizieren und Dividieren sind für den Filius unlösbare Aufgaben. Ein Handicap, mit dem Klein-Ron selbst im stolzen Mannesalter als Chef der Bonner Telekomiker noch zu kämpfen hat. Erst kürzlich gab er wieder ein schlagendes Beispiel seiner Rechenkünste zum besten: Generös verkündete er, die Kosten für das Telefonieren im Ortsnetz ab 21 Uhr auf drei Pfennig zu senken. Dabei unterlief ihm jedoch ein kleiner Schönheitsfehler. Bislang zahlte der abendliche Telefonierer für 240 Sekunden Verbindung zum nächsten Knoten zwölf Pfennig. Dies ergibt nach Regeln des deutschen Mathematikers Adam Riese einen Minutenpreis von drei Pfennig. Nichts Neues also! Erboste Datenjunkies rätseln nun, ob die Rechenschwäche des obersten Telekomikers erneut zuschlug oder sich der Boß nur im Kalender vertan hat und einen verfrühten Aprilscherz produzierte. Die angebliche Preissenkung soll nämlich am 1. April in Kraft treten.