Satire

CW-Wert

30.06.2000

Albert Einstein antwortete einmal auf die Bitte, die Arbeitsweise von Funkfrequenzen zu erklären, folgendermaßen: "Die herkömmliche Telegrafie ist wie eine sehr lange Katze. In New York kneift man sie in den Schwanz, in Los Angeles miaut sie dann. Drahtlos funktioniert es genauso, nur ohne Katze." Nun verhält es sich heutzutage so, dass sehr viele Leute ihre eigene virtuelle Katze in den Schwanz kneifen möchten. Dabei darf sie jedoch nicht zwischen zwei Städten liegen und der Dinge harren, sondern muss ganz nach Besitzers Gusto flink wie ein Gepard neben Autos herrennen, behend wie ein Berglöwe Gipfel erklimmen und treu wie eine Siamkatze Herrchen beim Fernsehen den Schoß wärmen, auf dass sie jederzeit und überall kneifbar ist.

Katzen sind begehrt - so begehrt, dass der chronisch klamme Finanzminister Hans Eichel sich schon darauf freut, sechs UMTS-Katzenstämme meistbietend zu versteigern. Abkömmlinge dieser neuartigen Felidae-Art miauen nicht nur im Einsteinschen Sinne, sie spielen auch Videos ab, versenden Urlaubsfotos und fahnden im Internet nach Aktienkursen und Schnäppchen.

Alles könnte so schön sein, wenn nicht die Katzensteuer wäre, die Eichel indirekt per Auktionsverfahren erhebt. Damit wird das Katzenkneifen derart teuer, dass an eine schnelle Ausbreitung im hiesigen Ansiedlungsgebiet nicht zu denken ist. Ist Eichel ein Katzenhasser? Wer weiß, aber wenn er in einigen Jahren die Folgen seines Handelns erkennt, wird er mit einem Kater erwachen.