Satire

CW-Wert

18.05.2001

Ungewöhnliche Situationen erfordern bekanntlich ungewöhnliche Maßnahmen.

Man denke nur an die Energiekrise der 70er Jahre, als deutschen Familien per autofreiem Sonntag Zwangsspaziergänge verordnet wurden, um die wertvollen Ölreserven nicht unnötig zu belasten. Auch in den USA herrscht derzeit eine Energiekrise, ausgelöst durch eine missglückte Liberalisierung des Strommarkts in Kalifornien. Ausgerechnet im Land der Klimaanlagen und des Silicon Valley ist der Strom knapp! Immer wieder gingen in den letzten Wochen und Monaten unvermittelt die Lichter aus, versagten Computer einfach ihren Dienst, weil ihnen der wichtige Lebenssaft fehlte.

Doch das ist im Land der unbegrenzten Möglichkeiten kein Grund zur Panik. Die US-Regierung, angeführt von ihrem Präsidenten George Bush junior, hat bereits einen Krisenplan entworfen, um der Stromknappheit zu begegnen: Staatliche Behörden sollen ab sofort die Thermostate der Klimaanlagen in den Büros auf 78 Grad Fahrenheit stellen sowie Aufzüge, Lampen und PCs wann immer möglich abstellen. Und vor allem: Zusätzlich wurden die Mitarbeiter angewiesen, nach Möglichkeit auf das Schreiben von E-Mails zu verzichten, um das Stromnetz nicht unnötig zu belasten.

Hätte man statt Letzterem nicht lieber die Mäuse der öffentlichen Angestellten so manipulieren sollen, dass bei jeder Bewegung des Geräts Energie erzeugt wird, die sich dann zurück ins Stromnetz einspeisen lässt? Das Resultat wäre wahrscheinlich kaum effektiver, dafür aber auch kaum lächerlicher gewesen.