Satire

CW-Wert

22.11.2002

Reisen Sie demnächst in die USA? Dann sollten Sie vorher tief in Ihrem Inneren nachforschen, ob Sie in letzter Zeit etwas Unredliches getan haben.

Falls ja, droht ein längerer Erholungsurlaub im Cafe Viereck. Sie sind immer noch sicher, unschuldig zu sein? Haben Sie noch nie ein Ping oder Traceroute auf einen offiziellen US-amerikanischen Internet-Server ausgeführt? Noch schlimmer steht es aber um Sie, falls Sie gar einen Portscan getätigt haben. Dann könnten Sie nämlich zum Staatsfeind der USA erklärt werden, da Sie als Cyberterrorist das Wohl der Menschheit bedrohen. Und diesbezüglich versteht die Supermacht überhaupt keinen Spaß.

Kann die Hüterin über Atomwaffen leider auch nicht und verfolgt deshalb künftig alle Hacker mit "zero tolerance". Angesichts von Millionenschäden, die alljährlich Unternehmen und Regierungsstellen durch Angriffe aus dem Internet entstehen, eine nur allzu verständliche Haltung. Allerdings fällt es schwer, jemanden als Cyberpolizisten zu akzeptieren, dessen Mitarbeiter offenbar zu faul sind, Patches für zwei Jahre alte Sicherheitslücken in Microsoft-Betriebssysteme einzuspielen. Oder gar Pentagon-Rechner, die hochsensible Daten enthalten, nur unzureichend schützt - nämlich einfach nur mit dem Default-Passwort "Password".

Das ist ein schlechter Witz? Mitnichten, dem Engländer Gary M., der mit diesem Kennwort die Pentagon-Rechner ausspionierte, droht für sein Vergehen eine Haftstrafe von 75 Jahren, falls dem Auslieferungsersuchen der USA stattgegeben wird. Das kommt eben davon, wenn man sich traut, die einzige verbliebene Supermacht zu blamieren. Doch wer schützt uns vor nachlässigen Administratoren, die gegen die einfachsten Grundregeln der Informationssicherheit verstoßen?