Satire

CW-Wert

01.11.2002

Da soll noch mal jemand sagen, wir Deutschen seien amerikafeindlich.

Von wegen. Wir zeichnen unsere Freunde von jenseits des großen Teichs sogar aus.

Manchmal sogar für ihre Lebensleistung. Dieses Jahr wird Kurt Sibold, scheidender Geschäftsführer der deutschen Dependance von Microsoft, dekoriert. Und das gleich mit dem Lifetime-Award-Hauptpreis. Gewürdigt wird Microsofts hartnäckiges und Jahre währendes Bemühen, beim Anwender seiner Produkte keine Langeweile aufkommen zu lassen. Die Jury - unter anderem der Förderverein Informationstechnik und Gesellschaft - führt in ihrer Laudatio aus, Microsoft habe "uns labile Betriebssysteme beschert, einem Überfluss an Viren den Boden bereitet und für einen Mangel an Standards gesorgt". Nunmehr, so die Juroren anerkennend weiter, sollen Anwender des Microsoft-eigenen "Media Players" freiwillig gezwungen werden, zu akzeptieren, dass der liebe Uncle Bill aus Amerika jederzeit neue Updates auf heimische Rechner aufspielen kann, ohne dass hierzu der PC-Besitzer noch um sein Einverständnis gebeten wird. Zu Recht entschied die Jury, dass solche proaktive Sorge um den Anwender preiswürdig ist. Denn der User wird ja ohnehin durch zu viel Technik bei der Aufspielung von neuer Software unnötig verwirrt. Microsoft weiß sich nun einig mit sich selbst, dass hier der Anwender zu seinem Glück gezwungen werden muss, und entscheidet für diesen, was gut und was böse ist. Letzteres tun Amerikaner ja ohnehin sehr gern.

Okay - ein kleines "Gschmäckle" hat die Ehrung: Sie heißt "Big-Brother-Award". Aber dafür ist es jetzt auch gleich der Preis für das Lebenswerk von Microsoft geworden.