Satire

CW-Wert

20.09.2002

"Jeans sind eine Einstellung und keine Hose" ließ Ulrich Plenzdorff 1973 seinen 17-jährigen Protagonisten Edgar Wibeau in "Die neuen Leiden des jungen W." sagen.

Der jugendliche Rebell hauste in einer Gartenlaube, las Goethe, himmelte seine geliebte Charlie an und hatte nicht mal ein Telefon. Er hatte auch kein Handy, und er musste sich deswegen auch keine Gedanken über mögliche Gesundheitsrisiken durch Elektrosmog machen.

Im Gegensatz zu ihm besitzen heute sieben von zehn Deutschen ein Handy, vor allem Jugendliche in Eddies Alter greifen gerne und oft zum Mobiltelefon. Genau wie der Romanheld machen aber auch sie sich keinerlei Gedanken über Elektrosmog. Die macht sich dafür der Jeans-Hersteller Levi Strauss: Das Unternehmen hat der Öffentlichkeit jetzt ein neues Hosenmodell vorgestellt, das über eine strahlengeschützte Handy-Tasche verfügt. Im nächsten Jahr sollen die Beinkleider unter dem "Dockers"-Label auf den Markt kommen.

Kleidung mit integriertem Strahlenschutz ist nun nicht gerade neu: In Italien, das in Mode- wie Handyfragen schon immer richtungsweisend war, konnte man schon vor einiger Zeit Anti-E-Smog-Fashion in den Schaufenstern bewundern. Unter anderem gab es Büstenhalter mit eingearbeiteten Kupferdrähten, die ihre Trägerinnen vor schädlichen Funkwellen schützen sollten. Durchsetzen konnte sich dieser Trend jedoch nicht - bei Mode beeinflussen meistens eben doch eher die optischen und weniger die funktionalen Kriterien die Kaufentscheidung. Oder eben ideologische: Wer würde schon eine Einstellung mit integriertem Strahlenschutz kaufen?