Satire

CW-Wert

26.01.2001

In England ist ein offener Streit ausgebrochen. Es geht um die Frage, was gefährlicher ist: mit dem Handy zu telefonieren oder zu rauchen. Der Hintergrund: Weil englische Teenager so oft drahtlos telefonieren, haben sie keine Zeit und kein Geld mehr für den Glimmstengel. Angeblich vermissen sie den blauen Dunst auch gar nicht: Mit dem Quatschi am Ohr kommen sie viel cooler rüber als die Niko-Teenies.

Die Zahl der qualmenden 15-Jährigen hat auf der Insel von 30 auf 23 Prozent abgenommen, behauptet eine Antiraucher-Liga. Die Zahl der jugendlichen Handy-Besitzer dagegen ist explodiert: Immerhin 70 Prozent sind Eigentümer eines kabellosen Telefonapparats, sagt eine Studie.

Auf die Frage, ob mobiles Telefonieren gefährlich sei, antworten derzeit alle verfügbaren Expertisen mit einem entschiedenen "vielleicht". Das verunsichert sogar die Briten, die ansonsten nicht zimperlich sind. Jahr für Jahr beweisen sie uns das an den Küsten Spaniens, Griechenlands oder Italiens, wo sie, berauscht vom Dosenbier, ausgiebige Sonnenbäder ohne Schutzcreme nehmen und sich anschließend im Pub lächelnd die Schultern klopfen.

Offenbar gibt es auf der Insel aber ernsthafte Zweifel, ob die Regenerationsfähigkeit des Gehirns ähnlich ausgeprägt ist wie die der Haut. Seit dem Einzug der Prionen weiß man, dass funktionierende Gehirnzellen zu einem knappen Gut werden können. Kern der Auseinandersetzung ist nun, ob es klug ist, die verbliebenen Zellen mit Handy-Strahlen zu köcheln, oder ob nicht doch lieber eine zweite Front in der Lunge zugelassen werden sollte.