Satire

CW-Wert

24.05.2002

Einmal mehr ist viel Aufmerksamkeit um das Medium Internet. Und das von prominentester Stelle.

Da hat sich zum einen der oberste weltliche Hirte der Mühseligen und Beladenen persönlich zu Wort gemeldet. Sein Diktum vom Anfang des Jahres revidierend, wonach das World Wide Web den Keim der Verdammnis in sich trägt, weil es die Ausgeburten menschlicher Niedertracht fördert und die schlechteste Schlechtigkeit gebiert, glaubt unser römischer Pontifex heute, das Netz der Netze stelle vielmehr das ideale Medium zum Transport der katholischen Heilslehre dar. So schnell können sich die Sichtweisen auch zwischen Himmel und Erde ändern. Jetzt sucht Papst Johannes Paul II. gar schon nach einem Schutzheiligen für das Internet und alles ist uns dabei recht, solange der Patron nicht ausgerechnet auf den Namen Bill hören möge.

Ganz aktuell hat sich zudem gerade einer der laizistischen Großfürsten des deutschen Kulturraums anheischig gemacht, den Urgrund und die Seinshaftigkeit des WWW letztendlich zu ergründen. Peter Sloterdijk, der auch mit dem zweiten Auge im ZDF sehend nicht immer den rechten Durchblick zu haben scheint, Sloterdijk also unterlief mühelos sein Niveau, als er auf dem siebten Deutschen Trendtag die "Zivilisation der neuen Grausamkeit" ausrief. In dieser werde der Computer zum Sklaven, der dem Menschen die Arbeit abnehme. Die Sklavenarbeit werde im Internet abgeleistet, in dem bekanntlich Kommunikation aller mit allen stattfindet. Und Kommunikation, donnert Sloterdijk, ist Sklavenarbeit!

Nun könnte man einwenden, dass solche TV-Perlen wie Jenny Elvers oder Jürgen Drews - um nur die Creme zu benennen - sich als kommunizierende Röhren des medialen Kosmos durchaus nie als Sklaven sehen. Aber natürlich hat das Wort des Philosophen S. Gewicht. Wir wagen trotzdem den Hinweis, auch Jenny und Jürgen überlebt zu haben. Insofern ist uns der Computer als weiterer Kommunikationsknecht durchaus sehr recht.