Satire

CW-Wert

08.03.2002

"Telekom auf breiter Bayern-Brust" - da endlich ist die Schlagzeile, auf die die darbende deutsche TK-Industrie so lange gewartet hat. Bloß warum?

Als Gegenleistung für jährliche Zuwendungen in zweistelliger Millionenhöhe soll die Telekom nicht nur ihr Firmenlogo auf dem Trikot des deutschen Renommierklubs herzeigen, sondern auch Spiele des FC Bayern exklusiv auf UMTS-Handys übertragen dürfen. Frage da noch einer, wie es sich mit einer typischen "Win-Win"-Situation verhält. Unzählige Experten haben sich jedenfalls in den zurückliegenden Monaten wohl umsonst den Kopf darüber zerbrochen, wo sie denn ist, die Killerapplikation, die den Mobilfunk der dritten Generation aus seiner Existenzkrise befreit - noch bevor dieser überhaupt seine Existenzberechtigung nachweisen konnte.

Zyniker dürften natürlich umgekehrt die Tatsache ins Feld führen, dass auch Beckenbauer & Co. angesichts des angedachten Börsengangs der Bayern München AG vom Bonner Ex-Monopolisten lernen können. Wie war das mit der T-Aktie? Doch bleiben wir bei den Fakten. Zum Beispiel bei der Tatsache, dass die Bayern-Kicker künftig nicht nur nicht mehr Opel fahren müssen, sondern auch umsonst telefonieren und online Börsenkurse abfragen dürfen. Wenn das nicht stimuliert... Andererseits: Soll man sich als Fußballfan wirklich die Zementierung der Machtverhältnisse in der Bundesliga wünschen? Oder will die werbetreibende TK-Branche gerade das, was man ein stabiles Umfeld nennt? Dann wäre ja künftig alles klar mit den "Brüsten": Leverkusen (Arcor) - der ewige Zweite, Schalke (Mobilcom) - das Enfant terrible, Kaiserslautern (Debitel) - die graue Maus, Dortmund (Quam) - außer Spesen nichts gewesen, St.Pauli (Carrier 1) - einmal zum Platz an der Sonne und wieder zurück.