Nach Lizenzverlust in der Offensive:

CPP mit eigener Fertigware auf dem DOS-Markt

12.10.1979

LONDON (CW) - Mit der verstärkten Entwicklung eigener Software für IBM-Großrechner bemüht sich CPP (Richmond, Surrey), dem Verlust der Lizenzen von ADR und Boole and Babbage entgegenzuwirken. Anfang des Jahres verkaufte CPP, eine 100prozentige Tochter

von CAP, ihre europäischen Niederlassungen an ADR. Drei neue Niederlassungen, darunter Computer Program Products (CPP) GmbH, Düsseldorf, wurden gegründet. Die Lizenzverträge für den Verkauf von Programmpaketen von Boole and Babbage laufen im Mai 1980 aus. Auf einer Pressekonferenz Anfang Oktober in London stellte CPP ihre ersten Software-Produkte in Eigenentwicklung, die Improve-Familie, vor. Bis l980 will das Unternehmen mit 300 Software-Installationen in Europa vertreten sein.

Während CPP im Geschäftsjahr 1979 (bis 30. April) noch drei Millionen Pfund Sterling umsetzt, wird der Umsatz 1980 nach Aussagen von Kevin Hughes, verantwortlich für den CPP-Europabereich, auf zwei Millionen Pfund zurückgehen. Für 1981 jedoch rechne er mit einem größeren Gewinn, da das Geld für die jetzt verkauften Produkte ganz im Unternehmen bleibe und nicht zum Teil an den Lizenzgeber abgeführt werden müsse. "Mit eigenen Produkten wird uns eine unerwartet frühe Kündigung der Lizenzen nicht wieder passieren."

CPP setzte sich zum Ziel, in Europa hergestellte Software an europäische Anwender zu verkaufen. Bisher arbeiten, so Hughes, in Europa 38 Gesellschaften mit Prototypen der Improve-Familie, davon seien sechs in der Bundesrepublik installiert. Der Preis für ein Programm liege bei 2500 Pfund Sterling. Die beiden Monitor-Entwicklungen lmprove/MON und Improve/CICS verhelfen über Tuning dei DOS/VS und DOS/VSE zu einer besseren Ausnutzung der Kapazität, CICS liefert außerdem Statistiken über die Aktivitäten der Zentraleinheit.

Das CPP-Paket Improve/Realtime erlaubt eine Überprüfung des Systems sowohl bezüglich der Anwender-Programme als auch des Betriebssystems. Damit lassen sich diejenigen Systemfunktionen erkennen, die häufig zu Job-Warteschlangen führen. Improve/JCL schließlich soll die Planung und Kontrolle des Verarbeitungsprozesses erleichtern.

Die Gruppe CAP-CPP konzentriert sich vor allem auf den DOS-Markt. Hier so Sandy Cormack, weltweit verantwortlich für die Mainfraime-Software bei CPP, liege die Penetration seines Unternehmens zwar unter den 80 Prozent, die im OS-Bereich realisiert wären. Das Wachstumspotential aber beurteilt er wesentlich größer. Allgemein würden die Preise für Software wahrscheinlich im kommenden Jahr um 20 Prozent steigen. Einer Erhöhung des Price-Leaders IBM folge CPP. Erst ab 1985 hält er einen echten Wettbewerb zwischen unabhängigen Softwarehäusern und IBM für wahrscheinlich. Bisher bedienten sich rund 17 Prozent der IBM-Anwender unabhängiger Häuser. Bei dem allein für lBM um 11 Prozent wachsenden Markt erhofft Cormack einen Anteil von 35 Prozent für die unabhängigen Softwarehersteller: CPP strebe eine Marktdurchdringung von 30 Prozent an.