Zweitgrößter Autozulieferer bekennt sich zur B-to-B-Plattform

Covisint-Marktplatz nimmt Gestalt an

22.09.2000
MÜNCHEN (CW) - Der zweitgrößte Autozulieferer in den USA, Visteon, wird sich an Covisint beteiligen. Der neue Online-Marktplatz von Ford, General Motors und Daimler-Chrysler gilt mit einem theoretischen Handelsvolumen von 300 Milliarden Dollar jährlich als die größte Internet-Börse der Welt.

Mit Visteon hat Covisint seinen zehnten globalen Zulieferer von Autoteilen und Subsystemen gewonnen. Das Unternehmen aus Dearborn, Michigan, das kundenorientierte Techniklösungen für die Automobilproduktion entwickelt, verbuchte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 19,4 Milliarden Dollar. Vor drei Monaten hatte sich Covisint bereits den größten US-Zulieferer ins Boot geholt: die ehemalige General-Motors-Unit Delphi, die vergangenes Jahr einen Umsatz von mehr als 29 Milliarden Dollar erzielt hat.

Visteons Ankündigung, sich an Covisint zu beteiligen, erfolgte nur drei Tage, nachdem die US-Regulierungsbehörde Federal Trade Commission (FTC) dem Joint Venture zwischen Ford, General Motors und Daimler-Chrysler grünes Licht erteilt hatte. Vorausgegangen war eine sechsmonatige Prüfungsphase, in der die FTC zu dem Ergebnis gekommen ist, dass die Hersteller ihren an den Marktplatz angeschlossenen Zulieferern keine Preismodelle und Handelspraktiken diktieren. Laut Firmenvertretern hatte Visteon die Entscheidung der FTC abgewartet, weil man mehr Details - auch finanzieller Art - über die Internet-Börse benötigte. Diese Informationen konnte Covisint aber erst preisgeben, nachdem der Marktplatz offiziell genehmigt war.

Das Plazet ist laut FTC aber nicht endgültig. Da sich Covisint in einem sehr frühen Entwicklungsstadium befinde, seien eventuelle Kartellrechtsverstöße noch nicht absehbar. Es könne daher durchaus sein, dass die Untersuchungen wieder aufgenommen würden. Die deutschen Behörden prüfen noch, ob durch den Online-Marktplatz eine marktbeherrschende Stellung entsteht. Nach Angaben des Bundeskartellamts sollen die Untersuchungen im November abgeschlossen sein.

Wie es mit dem bislang größten Online-Marktplatz der Welt weitergeht, wird vielerorts mit Spannung verfolgt. Funktioniert das Geschäftsmodell, könnte das den Durchbruch für den Internet-Handel auf Business-to-Business-Ebene bedeuten. Die Analysten wagen derzeit nur vorsichtige Prognosen: Die Schätzungen über die Höhe der Transaktionen, die über Covisint abgewickelt werden, reichen von 760 Millionen bis zu mehreren Milliarden Dollar. Ob sich das Modell auszahlen wird, hängt ihrer Ansicht nach vor allem davon ab, wie viel Mehrwert die Autohersteller den Marktplatzteilnehmern bieten. Neben Kosteneinsparungen sei es zum Beispiel auch wichtig, die Voraussetzungen für neue Zuliefermärkte sowie für neue Lieferanten zu schaffen.

Der Covisint-Marktplatz, der auf den E-Commerce-Lösungen von Oracle und Commerce One basiert, soll im November an den Start gehen.