Analysten begrüßen Rücktritt

Corel-Chef Cowpland räumt das Feld

01.09.2000
MÜNCHEN (CW) - Michael Cowpland, Gründer des finanziell in Schieflage geratenen kanadischen Softwarehauses Corel Corp., hat seine Ämter als Chief Executive Officer (CEO), President und Aufsichtsratschef (Chairman of the Board) niedergelegt. Analysten und Beobachter hatten diesen Schritt seit einiger Zeit erwartet.

In den vergangenen Monaten kam der Softwarehersteller aus den negativen Schlagzeilen nicht mehr heraus: Der geplatzten Fusion mit Inprise/Borland folgten die katastrophalen Zahlen für das zweite Quartal, in dem die Company einen Verlust von 23,6 Millionen Dollar bei einem Umsatz von nur 36,6 Millionen Dollar auswies. Auch die Entlassung von 320 Mitarbeitern, einem Fünftel der Belegschaft, und die Tatsache, dass CEO Cowpland auf sein 199-Millionen-Dollar-Gehalt verzichtete, konnten das angeschlagene Unternehmen nicht aus der Verlustzone bringen.

Jetzt zieht sich Cowpland von der Unternehmensspitze zurück, verbleibt aber zunächst als Director und technischer Berater und will sich stärker um die Entwicklung Linux-basierter Produkte kümmern. Die Analysten begrüßen den Rücktritt, räumen aber ein, dass damit Corels Probleme nicht gelöst seien. Derek Burney, Chief Technology Officer (CTO), übernimmt die Firmenleitung, bis ein Nachfolger gefunden ist.

Cowpland erklärte, er habe seinen Rücktritt freiwillig angeboten. Er überlege die Gründung einer neuen Company. Dass seine Entscheidung mit einem kommenden Gerichtsverfahren zusammenhänge, in dem er sich mit dem Vorwurf des Insider-Handels konfrontiert sieht, wies der 57-Jährige von sich. Die Börsenaufsicht in Ontario hatte Klage eingereicht, weil der Manager vor der Veröffentlichung einer miserablen Quartalsbilanz im Jahr 1997 auffällig viele Corel-Aktien abgestoßen hatte.