Firma aus Rupert Murdochs Umfeld übernimmt die DV-Schulen

Control Data: Schluß mit der Fortbildung

10.03.1989

MÜNCHEN (ujf) - Die Control Data Corp. (CDC) wird wieder zum reinen Rechnerhersteller. Kurz vor der CeBIT-Messe verkaufte CDC das Aus- und Fortbildungsgeschäft an die australische Computer Power Group, ein Unternehmen, an dem die News Corp. des Großverlegers Rupert Murdoch zu 25 Prozent beteiligt ist.

Das Gerücht, das seit einigen Wochen in der Branche umgegangen war, hat sich bewahrheitet. Die 17 deutschen Control-Data-Institute sowie fünf französische Filialen haben einen neuen Hausherrn - und somit mit dem Computeranbieter Control Data nur noch den Namen gemein. Ein äußerst expansiver DV-Dienstleister, dessen Servicespektrum von Software über Systemintegration und Netzwerkmanagement bis zum Geschäftsbereich "Education and Training" reicht, kaufte sich mit den CDIs sein Entree in den kontinentaleuropäischen Markt (siehe Kasten). Der Geschäftsführer der Control Data GmbH in Frankfurt, Dieter Porzel, erklärte gegenüber der COMPUTERWOCHE, der Verkauf der Prozenten Tochter decke sich mit der Strategie der CDC, sich von Aktivitäten zu trennen, die mit dem eigentlichen Geschäft des Konzerns - nämlich Computersysteme herzustellen und zu vermerkten - nichts zu tun hätten. Einnahmen aus solchen Verkäufen hat Control Data in der Tat dringend nötig, denn das Management steckt, wie es das "Wall Street Journal" unlängst formulierte, in einer "Zwangsjacke aus Leistungsdruck und Einschränkungen der Handlungsfreiheit", angelegt von den Kreditgebern.

Der in Wissenschaft und Technik für seine Großrechner berühmte DV-Hersteller hat so wenig verfügbares Geld in der Kasse, daß Börsenanalysten seit einem Besuch von Unisys-Managern in der Supercomputerabteilung in St. Paul (US-Bundesstaat Minnesota) über einen Verkauf des Rechnergeschäfts diskutieren. Der Verkauf des lukrativen Ausbildungsgeschäfts gibt dem Konzern wieder ein wenig Luft zum Atmen. Zwar ist nicht bekannt, wieviel sich die Australier das Engagement in München kosten lassen, aber unter finanziellen Gesichtspunkten betrachtet, gilt das CDI neben der Speicher-Tochter Imprimis als eine der Rosinen im CDC-Kuchen. Der 1988er Umsatz der Control Data Institut GmbH in München wird auf 75 bis 80 Millionen Mark geschätzt. Die Rendite soll so hoch sein, daß die neue Mutter die Kredite, mit denen sie die Übernahme finanziert, direkt aus den Gewinnen der Tochter zurückzahlen kann.