Defizitäre Geschäftsbereiche brachten Probleme

Control Data: Die Ertragsziele für 1990 waren zu hoch gesteckt

08.02.1991

MÜNCHEN (bk) - Ernüchterung bei der Control Data Corp. (CDC): Die für 1990 anvisierten Ertragsziele wurden nicht annähernd erreicht. Einige Geschäftsbereiche bescherten mehr Probleme als erwartet und gestatteten der sich wieder als nahezu reinen Computeranbieter verstehenden CDC nur eine magere Gewinnausbeute.

Mit hohen Erwartungen waren die Control-Data-Strategen in das Geschäftsjahr 1990 gegangen. Nach der drastischen Schrumpfkur 1989, die von einer schmerzhaften finanziellen Talfahrt begleitet worden war, wollte man nun - wiedererstarkt als Computerspezialist im technisch-wissenschaftlichen Markt - zu neuer Form auflaufen. Entsprechend hoch waren auch die Erwartungen an die Profite. Rund einen Dollar Gewinn pro Aktie hatten die Amerikaner 1990 im Visier, was einen respektablen Gewinn von gut 50 Millionen Dollar bedeutet hätte.

Die Jahresendabrechnung indes holte die CDC-Mannen recht unsanft auf den Boden der Tatsachen zurück. Gerade 0,05 Dollar verdiente der alte und neue Mainframer pro Aktie - damit kam Control Data auf einen Gesamtprofit für 1990 von mageren 2,7 Millionen Dollar. Drastisch zurück ging auch der Umsatz. Nach 2,9 Milliarden Dollar im verlustträchtigen Jahr 1989 (der Fehlbetrag belief sich auf 680,4 Millionen Dollar), nahm Control Data in den abgelaufenen zwölf Monaten 1,7 Milliarden Dollar ein. Zu berücksichtigen ist allerdings, daß in der Bilanz für 1989 noch Unternehmensteile eingerechnet wurden, die im Laufe des Jahres verkauft worden waren, wie beispielsweise Laufwerkhersteller Imprimis Technology, der im Juni 1990 an Seagate Technology, gegangen war.

Eine Erklärung für das schwache Abschneiden hatte CDC-Chairman Lawrence Perlman schnell parat: "Die Belastungen im vierten Quartal erlaubten dem Unternehmen nicht, das Anfang 1990 erwartete Gewinn-Niveau zu erreichen." Darüber hinaus zeige das Ergebnis auch, daß man sich noch mitten in der Phase der "Wende" befinde. Tatsächlich schleppte Control Data auch 1990 noch Geschäftsbereiche mit, die mit dem reinen Computergeschäft nur unwesentlich zu tun hatten, dafür aber hohe Kosten verursachten. Getreu ihrem vor zwei Jahren gefaßten Entschluß, unnötigen Ballast abzuwerfen, stieß das Unternehmen im vierten Quartal schließlich diese Geschäftsbereiche ab. Daraus resultierte für diesen Zeitraum ein Verlust von 47,7 Millionen Dollar.

Rund 5,2 Millionen Dollar mußte Control Data dabei unter anderem bei dem schon länger geplanten Verkauf der verlustträchtigen Micrognosis "draufzahlen". Der Lösungsanbieter für Devisenhandel und Finanzen ging im Dezember 1990 an das japanische Softwarehaus CSK. Die Verkaufserlöse aber konnten die angefallenen Minuszahlen nicht ausgleichen. Rund zehn Millionen Dollar Kosten fielen bei dem Verkauf des Projektvertrages Advanced Tactical Air Reconnaissance Systems an, weil dabei diverse vertragliche Verpflichtungen übernommen werden mußten.

Abgeschrieben hat Control Data mittlerweile auch den Bereich Automated Wagering, über den die Amerikaner im Lotteriegewerbe in Großbritannien computermäßig engagiert waren. Vor allem die Aktivitäten im Rahmen des Geschicklichkeitsspiels "Golden Grid" brachten nicht den gewünschten Erfolg. Bereits im dritten Quartal mußte Control Data feststellen, daß die Spielleidenschaft der Briten wohl überschätzt worden war. Die Beteiligung wurde zum Verlustgeschäft und steuerte ein Minus von 13,9 Millionen Dollar zum Quartalsverlust bei. Ebenfalls im dritten Quartal hatten sich auch Probleme mit dem Geschäftsbereich Empros, der Projekte in Sachen Energiesteuerungssysteme in Kraftwerken durchführte, eingestellt. Bei Festpreisaufträgen verlor das Empros-Team zunehmend den Überblick über die Kosten. Die Bereinigung der Verluste kostete CDC 18,6 Millionen Dollar.

Dennoch bekräftige Perlman, daß das finanzielle Abschneiden des Unternehmens im vierten Quartal und im Gesamtjahr nicht den Blick für den Fortschritt trüben sollte, den Control Data 1990 gemacht habe. Von der Frankfurter Control Data GmbH verlautete dazu, das Kerngeschäft, die Computer Products Group, arbeite trotz der schwachen US-Konjunktur gewinnbringend. Dieser Bereich deckt allein zwei Drittel der gesamten Umsatzerlöse von Control Data ab. Erfolgreich arbeite auch der Bereich Government Systems, der in Nordamerika Geschäfte mit Regierungen und Behörden tätigt. Erst unlängst konnte die Division mit einem Auftrag der kanadischen Regierung für ein neues Kommunikationssystem in Höhe von 850 Millionen Dollar den größten Einzelauftrag in der Firmengeschichte verbuchen.

Gerhard Zumpf, Leiter Controlling für die Central Region bei der Control Data GmbH in Frankfurt, bleibt denn auch für die zukünftige Entwicklung des Unternehmens zuversichtlich. "Control Data hat nunmehr alle Vorkehrungen getroffen, um das Ergebnis im laufenden Geschäftsjahr zu verbessern." Zufrieden ist Zumpf darüber hinaus mit der Entwicklung der deutschen Tochter. Die Frankfurter, die ausschließlich im Computergeschäft tätig sind, nahmen 1990 laut Zumpf 135 Millionen Mark ein. Zwar lag die GmbH damit nur unwesentlich über dem Umsatzniveau des Vojahres, doch habe man trotz der drastischen Preisreduktionen, die bei Workstations stattgefunden hätten, keine Einbußen hinnehmen müssen.