In den USA weniger Verlust - in der Bundesrepublik wieder Gewinn:

Control Data Corp. kommt der Gesundung näher

16.01.1987

FRANKFURT/MÜNCHEN (ch/ujf) - Der Verlierer des Jahres 1985, die Control Data Corp. (CDC), scheint sich dem vorläufigen Ende der Krise zu nähern. Während in den USA die schweren Zeiten noch nicht ausgestanden sind, erreichte die deutsche Tochter ihr Etappenziel, 1986 wieder in die schwarzen Zahlen zurückzukehren.

Ein Jahr nach Abschluß des miserabelsten Geschäftsjahres der Firmengeschichte ist die Radikalkur der CDC praktisch abgeschlossen; das Jahr 1985 hatte dem Unternehmen mit 567,5 Millionen Dollar Minus den traurigen Rang des unprofitabelsten DV-Herstellers der Welt und den fünften Platz unter den Schlußlichtern in der Fortune-Hitliste beschert. Die Klötze am Bein des einstigen DV-Highflyers - ein Engagement in Windmühlen zur Energiegewinnung sowie diverse Aktivitäten im Gesundheitssektor - sind abgeschüttelt, und ein unrentables Rechenzentrum in Maryland schließt in Kürze seine Pforten.

Den Ausstieg aus diesen Geschäftsbereichen erkauft sich CDC mit Abschreibungen in Höhe von 135 Millionen Dollar; weitere 65 Millionen Dollar sind für eine Personaleinsparungsaktion zurückgestellt worden. So möchte der Vorstand die Mitarbeiterzahl im Sektor OEM-Produkte von ursprünglich 17 000 auf wenigstens 9000 reduzieren. Die somit in den Schornstein geschriebenen 200 Millionen Dollar bilden nach Ansicht des Managements den Schlußpunkt der zweijährigen Bemühungen, zu den Ursprüngen zurückzukehren und die Folgen der mißlungenen Diversifikation zu überwinden. Zum Kernbereich zählen nach der korrigierten Firmenpolitik Großrechner, OEM-Peripheriespeicher im High-end-Sektor und die DV-Ausbildung.

Radikalkur kostet über eine halbe Milliarde Dollar

Auf 563 Millionen Dollar, also ungefähr den gleichen Betrag, der 1985 als Jahresverlust ausgewiesen worden war, beziffert das Wall Street Journal die Gesamtkosten der Radikalkur. Für das Jahr 1986 ergibt sich nach Berechnungen des Börsianer-Fachblatts ein Defizit um die 250 Millionen Dollar. CDC-Finanzchef John Buckner beteuert allerdings, daß alles getan sei, um im Laufe dieses Jahres - wenn schon nicht im ersten Quartal, dann aber später - den Break-even-point zu überschreiten.

Die deutsche Tochter in Frankfurt steht dank einiger Großaufträge - darunter eine Eta 10 für das Wetteramt in Offenbach - bereits heute besser da. GmbH-Geschäftsführer Dieter Porzel: "Control Data Deutschland hat schwere Turbulenzen durchflogen. Der Corporation stehen diese noch bevor." Porzel präsentierte entgegen der bisher geübten Praxis, nur ausgewählte Bilanzposten zu publizieren, stolz Details aus den beiden vergangenen Geschäftsjahren. Statt 22 Millionen Mark Verlust wie 1984/85 erzielten die Frankfurter im jüngst beendeten Geschäftsjahr 1985/86 (30. November) einen Gewinn von 23,5 Millionen Mark netto. Die Rückkehr in die schwarzen Zahlen ließ das Unternehmen verschmerzen, daß der Umsatz um 17 Prozent auf 356 Millionen Mark zurückging.

Der größte Batzen auf der Negativseite ist eine Umsatzeinbuße von 66 Millionen Mark in der Rubrik "geschlossene beziehungsweise verkaufte Geschäftsbereiche". Gemeint ist damit der Verkauf der Business Products Organisation (BPO), die unter anderem Disketten vertrieb, an Xidex. Bei der OEM-Peripherie sanken die Einnahmen um 60 auf 95 Millionen Mark. Das Control Data Institut (CDI) hingegen konnte infolge des anhaltenden Nachfragebooms bei der DV-Zusatzqualifikation sein Ergebnis um 40 Prozent auf 56 Millionen Mark verbessern; eine Zunahme wie im Vorjahr um 167 Prozent war freilich nicht mehr drin.

Das Computergeschäft (einschließlich der anlaufenden ClM-Projekte) wuchs von 144 auf 190 Millionen Mark, während der Umsatz mit verbundenen Unternehmen - sprich: dem CDI - um 40 Prozent auf 15 Millionen Mark schrumpfte. Einher mit dem Rückgang des Geschäftsvolumens ging auch ein Abbau der Belegschaft bei der Control Data GmbH von 580 auf 514 Mitarbeiter. Die CDI GmbH bewerkstelligte ihre Expansion mit einer Aufstockung um 21 auf 128 Beschäftigte.

Für das laufende Geschäftsjahr das am 1. Dezember begonnen hat, gibt sich Porzel optimistisch; das moderate Wachstum, das geplant sei, werde die GmbH auch erreichen, denn 80 Prozent seien durch den Auftragsbestand bereits abgedeckt.