Concert soll globale Kunden bedienen US-Behoerden geben TK-Allianz zwischen BT und MCI ihren Segen

24.06.1994

LONDON (CW) - Zeit der Partnersuche: Ausser der Ankuendigung von Telekom und France Telecom, sich am US-Carrier Sprint zu beteiligen, ist ein anderes Joint-venture, das weltweite TK- Dienste anbieten will, so gut wie unter Dach und Fach. Nach monatelangem Hickhack mit dem US-Justizministerium soll nun unter dem Namen "Concert" die seit laengerem geplante gemeinsame Tochter von British Telecom (BT) und MCI an den Start gehen.

Nach Auskunft beider Muttergesellschaften haben nun sowohl die britische Kartell- und Handelsbehoerde als auch der amerikanische Kongressausschuss fuer Auslandsinvestitionen sowie vor allem das sich lange Zeit reserviert verhaltende US-Justizministerium ihre Zustimmung zu der schon im Juni 1993 angekuendigten Unternehmensallianz gegeben. Danach wird BT einen Anteil von 20 Prozent an der zweitgroessten US-Telefongesellschaft uebernehmen. Unmittelbar nach dem gruenen Licht aus Washington wurde nun der Startschuss fuer das Joint-venture Concert gegeben, an dem BT und MCI mit 75 beziehungsweise 25 Prozent beteiligt sind.

Mit einem Investitionsvolumen von rund einer Milliarde Dollar ist Concert nach BT-Angaben das erste Unternehmen, das weltweit ein ganzes Spektrum an Kommunikationsdiensten anbieten kann. So sollen bis zum Fruehjahr 1995 ueber 5000 Zugangsknoten in 55 Laendern fuer eine entsprechende, auf global agierende Grosskunden zugeschnittene Netzinfrastruktur sorgen, die eine Uebertragung von Sprache, Daten und Video ermoeglicht. Zum Diensteportfolio von Concert werden unter anderem Services wie elektronischer Datenaustausch, E-Mail, Videokonferenzen sowie vor allem unternehmensweite Corporate Networks gehoeren. Mit integriert in das neue Unternehmen wurde zu diesem Zweck auch die auf komplettes Netzwerk-Outsourcing spezialisierte BT-Tochter Syncordia.

Zu den ersten Kunden von Concert gehoeren, wie es bei BT weiter heisst, unter anderem 19 multinationale Unternehmen, die bisher ihre weltweiten Netze von Syncordia betreiben liessen, darunter Firmen wie British Petroleum (BP). Technische Schaltzentrale des neuen Joint-ventures sind fuenf sogenannte "Global Customer Support Centers" in Paris, London, Sydney, Tokio und Carey (USA). Das in Reston im US-Bundesstaat Virginia beheimatete Unternehmen operiert zunaechst als hundertprozentige BT-Tochter. MCI wird seine Investitionen in die neue Tochter allerdings erst dann taetigen, wenn die endgueltigen behoerdlichen Genehmigungen eingegangen sind und die Uebernahme von MCI-Anteilen im Wert von 4,3 Milliarden Dollar durch BT abgeschlossen ist.

Die Genehmigung des US-Justizministeriums ist, wie aus Washingtoner Kreisen verlautete, noch an eine Reihe von Auflagen gekoppelt, ueber die momentan kraeftig spekuliert wird. So wird allgemein erwartet, dass Grossbritannien seinen eigenen TK-Markt staerker fuer US-Firmen oeffnen muss. Dies waere auch insofern von Brisanz, als der US-Branchenprimus AT&T, der mit aller Macht nach Europa draengt, eine sofortige Oeffnung des deutschen Fernmeldemarktes gefordert hat. Unabhaengig davon gilt es zudem, eine mit dem Plazet des Ministeriums verbundene 60taegige Einspruchsfrist abzuwarten. Auch die Zustimmung der amerikanischen Federal Communications Commission sowie der EU-Kommission zu dem Joint-venture steht noch aus. Einwaende erwarten die Carrier jedoch nicht.