Drastisch gespart und geschrumpft

Compuware macht Profite

16.05.2003
MÜNCHEN (CW) - Der US-amerikanische Software- und Serviceanbieter Compuware hat im vergangenen Geschäftsjahr nach harten Sparmaßnahmen wieder Gewinne erwirtschaften können. Derweil brodelt erneut die Gerüchteküche, dass die Company übernommen wird.

Fast genau 30 Jahre nach der Gründung durch den immer noch amtierenden CEO und Chairman Peter Karmanos steht der Mainframe-Spezialist Compuware wieder einmal am Scheideweg: Elf Quartale in Folge schrumpfte der Umsatz, lange Zeit wurden rote Zahlen geschrieben, der Aktienkurs bewegt sich nahe des Sieben-Jahre-Tiefstands, eine Restrukturierung war nötig, und erneut kursieren Gerüchte, dass einer der großen IT-Konzerne an Compuware interessiert sei. Das eigenen Angaben zufolge fünftgrößte unabhängige Softwarehaus läuft Gefahr, in die zweistelligen Ränge abzurutschen.

Für eine kurze Verschnaufpause hat das vergangene Geschäftsjahr gesorgt, das mit Profiten abgeschlossen werden konnte. Der Nettogewinn belief sich auf 103,1 Millionen Dollar, nachdem im Jahr zuvor noch ein Minus von 245,3 Millionen Dollar erwirtschaftet worden war. Größer war indes die Differenz im vierten Fiskalquartal: Hier konnten die Verluste des Abschlusszeitraums 2002 von 336 Millionen Dollar in einen Nettogewinn von 21,4 Millionen Dollar umgewandelt werden. Die Gründe hierfür waren Goodwill-Abschreibungen, die nicht mehr vorgenommen wurden, sowie die Kappung der operativen Kosten um stattliche 62 Prozent.

Umsätze unter Druck

Schlechter sieht es für die Company hingegen bei den Einnahmen aus, denn im gesamten Geschäftsjahr setzte Compuware lediglich 1,38 Milliarden Dollar um. Dies waren 21 Prozent weniger als im Jahr zuvor, als sich die Umsätze auf 1,74 Milliarden Dollar belaufen hatten. Besonders betroffen waren das Lizenzgeschäft, das um 29 Prozent auf 296 Millionen Dollar schrumpfte, sowie die Professional Services, deren Umsätze sich um ein Viertel auf 667 Millionen Dollar reduzierten.

An der Börse sorgten die Zahlen nur für wenig Impulse - das Unternehmen steckt nach wie vor in einem tiefen Kurstal fest. Immerhin konnte sich die Aktie nach dem Dotcom-Sturz bei inzwischen knapp fünf Dollar stabilisieren. Zudem kündigte Compuware an, eigene Anteilscheine im Wert von bis zu 125 Millionen Dollar zurückkaufen zu wollen. Die kurzfristig verfügbaren Mittel wurden zum Bilanzstichtag mit über 400 Millionen Dollar angegeben. Eine Prognose für den Verlauf des aktuellen Geschäftsjahres wollte das Unternehmen jedoch nicht abgeben.

Anfragen bestätigt

Derweil flammten Spekulationen auf, dass Compuware im Ganzen oder zumindest in Teilen zum Verkauf stehe. Anfragen potenzieller Käufer wurden vom Management bestätigt, weiterführende Gespräche indes bestritten: "Seit 30 Jahren gibt es diese Gerüchte, aber dies ist nicht unsere Strategie", sagte Compuwares Europa-Chefin Irene Dawson. Das Unternehmen habe in der Vergangenheit allein überlebt und werde dies dank Allianzen und Partnerschaften auch weiterhin können.

Den Vorwurf, der Mainframe-Spezialist habe den Anschluss an die IT-Moderne verloren, lässt Dawson nicht gelten: "Compuware ist solide und steht mit beiden Beinen auf dem Boden." Allerdings räumt sie gewisse Defizite in der Außendarstellung ein - "wir sind das bestgehütete Geheimnis im Markt". Dennoch gibt sich die Europa-Chefin optimistisch für die Zukunft. Viele CIOs hätten sich mit Lösungen aus der Hype-Ära die Finger verbrannt und würden sich wieder auf alte Werte besinnen: "Deswegen ist für uns der Frühling angebrochen." (ajf)