Kommunikationssoftware für Workstation-Familie:

Computervsion realisiert CAD/CAM-Verbund

31.05.1985

BOSTON (CW) - Ein von Computervision (CV) jetzt angekündigtes Netzwerk wird die jüngsten Verluste des Unternehmens nicht kompensieren können. Diese Ansicht vertreten US-Marktbeobachter. Mit dem neuen Produkt will der CAD/CAM-Anbieter mehr Software für seine Workstation-Familie verfügbar machen.

Das Kommunikationspaket spiegelt nach Ansicht von Beobachtern die Strategie des Unternehmens wider, verschiedene Computer so zu verbinden, daß darauf die CV-Software für ein weitere Automatisierung der Fertigung laufen könne.

Doch einige Analysten glauben nicht, daß diese Aktivitäten dem Unternehmen helfen können. Computervision hatte Verluste im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres hinnehmen müssen. "Die derzeit existierende Produktlinie wird daran nichts ändern", meint beispielsweise Craig Symons von der Gartner Group.

In den vergangenen zwei Jahren habe Computervision versucht, die CAD/CAM-Produktlinie anzureichern. Zu diesem Zweck entwickelte das Unternehmen Software für Minicomputer von IBM, Digital Equipment und Sun Microsystems. Das Ergebnis war jedoch ein Sammelsurium von Produkten mit eingeschränkten Kommunikationsmöglichkeiten zu der hauseigenen CDS-4000-Serie. Mit der Verbundlösung soll dieses Problem behoben werden. Dies sieht Charles Foundyller, Präsident des Marktforschungsunternehmens Daratech Inc., Cambridge/Massachusetts, anders: Das Netz sei zu teuer und nicht leistungsfähig genug. Derzeitige Anwender von CDS- 4000-Maschinen würden zwar das Netzwerk wohl installieren, doch für neue Kunden sei es nicht attraktiv genug.

Dabei könnte Computervision Aufwind gut vertragen. Das 1969 gegründete Unternehmen wuchs während der 70er Jahre sehr schnell. 1984 erreichte CV einen Gewinn von 41,4 Millionen Dollar bei einem Umsatz von 556,3 Millionen Dollar - dem Zehnfachen des 79er Umsatzes. Im ersten Quartal 85 mußte das Unternehmen jedoch einen Verlust von 18,8 Millionen Dollar hinnehmen. Der Umsatz sank um 13 Prozent auf 105,9 Millionen. Im April schließlich entließ Computervision 14 Prozent des Verkaufspersonals.

In diesem Jahr, schätzt die Daratech Inc., wird Computervision die Führung im CAD/CAM-Markt an IBM und Intergraph abgeben müssen. Nach Berechnungen des Marktforschungsunternehmens erreicht IBM einen Anteil von 21,4 Prozent vor Intergraph (15,7 Prozent) und Computervision (14,7). Immerhin hatte CV im Jahr 1984 noch einen Anteil von 20,1 Prozent gehalten.

Einen Weg aus der Krise sehen Analysten, wenn Computervision seine Software-Bibliotheken auf Workstations anbieten würde, ohne daß die teuren CDS-4000-Systeme notwendig wären. Doch eine Umstellung der Software ist ein schwieriges Geschäft: Die ganze Software besteht aus fünf Millionen Lines of Code, speziell für CV-Hardwawre geschrieben.