Computersucht macht asozial - wie jede Sucht

29.06.1990

MÜNCHEN (CW/vwd) - Echte Computerjunkies - früher nannte man sie Hacker -, die nicht selten 70 und mehr Stunden in der Woche am Bildschirm sitzen, haben ihr Sozialverhalten völlig auf ihr elektronisches Gegenüber abgestellt Bevor sie ein Gespräch beginnen, drücken sie lieber die Enter-Taste, meint die britische Wissenschaftlerin Margaret Shotton.

Sie unterteilt die "süchtigen" in ihrer Studie "Computer Addiction? A Study of Computer Dependency" in drei Kategorien: Die "Netzwerker" begreifen ihr Gerät eher als Spielzeug, das in erster Linie ihrem Vergnügen dient, während die "Arbeiter" mit Ernst bei der Sache sind und den Computer zur Erweiterung des eigenen Horizonts als Lernhilfe nutzen. Dem "Entdecker" schließlich wird im Verlauf seiner Erkundungen der Computer zunehmend zum Partner, der es ihm erlaubt, andere soziale Bindungen zu vernachlässigen.

Nicht alle Züge dieser Sucht seien negativ zu beurteilen, schreibt Shotton. Vergleiche man die Persönlichkeitsbilder von Computersüchtigen mit denen von Autofanatikern, Hifi-Freaks, Freizeitpiloten oder anderen "Besessenen", so gebe es manche Übereinstimmung. Aber: Die Leidenschaft letzterer werde akzeptiert, die der Computernarren dagegen nicht.