Marktführerschaft bei Netz-Dienstleistungen wird angestrebt

Compunet-Data-Service-Gruppe stellt die Weichen für Expansion

03.04.1992

KERPEN (bk) - Netzwerkintegrator Compunet scheint die im November 1991 getätigte Übernahme des Mitbewerbers Data Service nun verkraftet zu haben. Nach dem durch die Akquisition nachhaltig belasteten Geschäftsjahr 1990/91, in dem das Umsatzziel nicht erreicht wurde und der Gewinn vor Steuern beträchtlich zurückging, erwarten die Kerpener für das laufende Fiskaljahr ein deutlich verbessertes Ergebnis.

Einen Gesamtumsatz von gut 700 Millionen Mark erzielte die Compunet-Data-Service-Gruppe im Geschäftsjahr 1990/91, das am 30. Juni 1991 endete. Tatsächlich aber nahmen die Neu-Kerpener - bis Ende vergangenen Jahres war das Unternehmen in Köln angesiedelt - nur 625,7 Millionen Mark ein. Der Gewinn vor Steuern ging durch die hohen Kosten für Integration und Sanierung von Data Service gar um knapp fünf Prozent von 11,6 auf 5,3 Millionen Mark zurück. Erklärt Vorstandssprecher Jost Stollmann: "Dieses Ergebnis ist sicher nicht befriedigend. Wir wußten aber, was mit dem Erwerb von Data Service auf uns zukommen würde - im positiven wie im negativen Sinn."

Schlecht sei neben den Kosten vor allem gewesen, daß man durch die Integration von Data Service zu sehr vom Tagesgeschäft abgelenkt worden sei, was sich auf den Umsatz ausgewirkt habe. Positiv schlage zu Buche, daß Compunet mit diesem Deal den immerhin zwei größten Wettbewerber für einen ausländischen Investor blockierte. "Außerdem", so Stollmann weiter, "war der Zukauf nötig, um Compunet von der Turnschuh-Mentalität de Gründerzeit wegzubringen." Nun eröffneten sich dem Unternehmen neue Wachstumschancen.

Daß sich der Investitionsaufwand des Netzwerkintegrators im abgelaufenen Geschäftsjahr gegenüber dem Vorjahr von 6,7 auf 31,7 Millionen Mark mehr als vervierfachte, lag laut Finanzchef Hans-Dieter Koch indes nicht nur an der Eingliederung von Data Service. Hohe Kosten seien auch durch den schnellen Aufbau eines flächendeckenden Geschäftsstellen Netzes in den neuen Bundesländern entstanden. So errichtet die Gruppe innerhalb wenige Monate Niederlassungen in Chemnitz, Dresden, Leipzig, Magdeburg und Rostock.

Im laufenden Geschäftsjahr stehen bei dem Kerpener Netzwerkspezialisten nun alle Zeichen auf Expansion.

Die Zukunft liegt im Dienstleistungssektor

Der Verlauf der ersten sechs Monate, so Firmenchef Stollmann, deute darauf hin, daß man zum 30. Juni 1992 die 700-Millionen-Mark-Umsatz-Grenze überspringen werde. So nahm Compunet-Data-Service zur Halbzeit 345,8 Millionen Mark ein und lag damit 8,2 Prozent über dem vergleichbaren Vorjahreswert von 319,5 Millionen Mark.

Beim Gewinn vor Steuern hinken die Kerpener mit 8,1 Millionen Mark zwar den 9,3 Millionen Mark der ersten Jahreshälfte 1990/91 leicht hinterher, doch erwartet Finanzchef Koch hier bis zum Geschäftsjahresschluß noch eine deutliche Steigerung. Auch in Sachen Profitabilität soll mächtig zugelegt werden. Zwar mußte die Gruppe für 1990/91 einen Verlust von rund 9,5 Millionen Mark aufweisen, für den Koch allerdings vor allem bilanztechnische Gründe anführt, da die Übernahme der Data-Service-Gruppe eine "völlige Umstellung" der gesellschaftsrechtlichen Struktur erforderlich machte. Jetzt peilte man jedoch einen Nettoertrag von zehn bis 20 Millionen Mark an.

Zufrieden ist das Management des Netzwerkspezialisten vor allem mit dem in den ersten sechs Monaten erzielten Wachstum im Dienstleistungsgeschäft. Hier konnten sich die Kerpener nach 21 Millionen Mark im vergleichbaren Vorjahreszeitraum um 86,2 Prozent auf 39,1 Millionen Mark steigern.

Gerade in diesem noch jungen Bereich - nämlich Dienstleistungen rund um die Computervernetzung - sieht denn auch Vorstandssprecher Stollmann die Zukunft seines Unternehmens. Salopper Kommentar des Firmenchefs: "Im Handelsgeschäft sind die Zeiten des stürmischen Wachstums vorbei. Im Dienstleistungssektor indes geht die Post ab."

Nach eigenem Bekunden ohnehin schon durch den Data-Service-Deal zum führenden System- und Netzwerkintegrator Deutschlands geworden, will Compunet, 1984 als IBM-Fachhändler gegründet, mittlerweile aber schwerpunktmäßig mit der Vernetzung von Arbeitsplatz-Rechnern - IBM-, Compaq- und Toshiba-PCs, IBM-Workstations und AS/400 - befaßt nun auch im Dienstleistungsgeschäft, rund um die Vernetzung ein gewichtiges Wörtchen mitreden.

"Wir wollen in diesem Bereich, der Beratung, Installation, Wartung und Entsorgung umfaßt, Marktführer werden", stellt Stollmann klar.

Zwar sehen sich die Kerpener zunehmender Konkurrenz durch die großen Hardwarehersteller (beispielsweise Digital Equipment) ausgesetzt, die ihre Anstrengungen als Dienstleister permanent verstärken, doch hält Stollmann sein Unternehmen für bestens gerüstet: "Wir haben den Hardwaregrößen voraus, über eine flache, flexible Organisation zu verfügen, die noch dazu flächendeckend operiert. Vor allem aber sind wir in der Lage, unterschiedliche Rechner in heterogene Netze zu integrieren.

Um den wachsenden Anforderungen nach Just-in-time-Service auch Rechnung tragen zu können, hat die Compunet-Data-Service-Gruppe Anfang des Jahres ihren Firmensitz von Köln nach Kerpen-Sindorf verlegt.

In dem dort errichteten neuen Distributionszentrum sind derzeit rund 150 Mitarbeiter tätig.